Palmen
Palmen!
Das Wort hat doch einen ganz besonderen Klang und ein Image, vergleichbar vielleicht mit dem von Orchideen. Kein Vergleich mit Fichte oder Hainbuche.
Die meisten Palmen findet man in den Tropen, vorzugsweise in den tropischen Regenwäldern.
Links: Blühende Ptychosperma elegans vor der ebenfalls blühenden Cocos plumosa
Das Sinnbild einer Palme von unvergleichlicher Grazie, quasi die Königin, wächst an tropischen Stränden: die Kokospalme. Ihre Früchte, die Kokosnüsse, eingepackt in einen dicken Fasermantel, werden über die Weltmeere verbreitet, landen an tropischen Ständen, wo sie dann Fuß fassen. Interessant ist, dass sie im Gegensatz zu den meisten Pflanzen etwas Salz zum Blühen brauchen. Kokosplantagen werden deshalb im Bedarfsfall auch mit Salz gedüngt.
Es ist ein Jammer, dass das Klima auf den Kanaren immer noch zu kühl für die Kokospalme ist. Allenfalls am Hafen von Tazacorte auf La Palma hat man einige kümmerliche Exemplare gepflanzt. Aber immerhin, sie halten durch.
Phoenix canariensis, Kanarenpalme
Phoenix robelenii, Zwergdattelpalme
Cocos plumosa, falsche Kokospalme
Blüte von Cocos, mit Bienen
Kentia foresteriana
Neodypsis - Dreieckspalme
Ptychosperma elegans, Faltenpalme
Veichtia merillii
Die Kanarenpalme ist schon ein sehr widerstandsfähiges Monster, das auch im ganzen Mittelmeerraum verbreitet ist und Straßen in Rom säumt. Vier Meter lange Blätter oder Wedel, die zudem mit heimtückischen, langen Dornen bestückt sind. Da gilkt es beim Palmschnitt höllisch aufzupassen. Schnell hat man sich einen tiefen Stich und eine Tetanusinfektion geholt.
Klar, dass wir auf unserer Finca Palmen der verschiedensten Arten gepflanzt haben. Am dankbarsten hat sich, was die Wüchsigkeit betrifft, die Washingtonia robusta erwiesen. In wenigen Jahren sind einige über 15 m hoch gewachsen und dominieren heute die Anlage. Solche Höhen erreichen Bäume in sehr kurzer Zeit nur, wenn sie nicht viel in das Stammwachstum investieren müssen.
Tropenbäume werden wohl auch sehr hoch, brauchen aber 100 Jahre dafür. Palmen investieren so gut wie nichts. Eine drei Meter hohe Washingtonia oder auch Kokospalme hat praktisch den gleichen Stammdurchmesser als junge Palme wie 20 Jahre später. Dieses fehlende Dickenwachstum ist das Kennzeichen von Monokotylen Pflanzen, zu denen auch die Gräser gehören, wie z.B. Bambus oder Zuckerrohr. Deshalb sind sie auch so biegsam, widerstehen Tropenstürmen und brechen nicht ab wie eine Fichte.
Trachycarpus fortunei, die Hanfpalme mit dem pelzigen Stamm ist eine Ausnahme hinsichtlich der Temperaturempfindlichkeit. Sie ist fast frostfest und kann im Rheinland auch im Winter im Garten gehalten werden. Die anderen Palmen sind dafür zu empfindlich.
Washingtonia robusta
Washingtonia, wie vor dem Kilimandscharo
Washingtonia, gezähnter Blattstiel
Hanfpalme
Während der Blattstiel der Washingtonia sehr übersichtlich mit Zähnen wie bei einer Säge bestückt ist, besitzt die Kanarenpalme, Phoenix canariensis, lange harte Spieße, die in alle Himmelsrichtungen zeigen und das Schneiden der Blätter zu einer Geduldsprobe machen. Zu groß ist die Gefahr, dass man sich in einer unachtsamen Bewegung ganz ordentlich sticht.
Eine kostspielige Angelegenheit ist der jährlich Palmschnitt, bei dem die trockenen , aber aber auch zur Pflege der Blattkrone grüne Blätter der Kanarenpalme, der Washingtonia und der Hanfpalme entfernt werden, da sie nicht abgestoßen werden wie bei den anderen Palmen, sondern wie ein brauner Rock am Stamm herabhängen würden. Man erkennt dies an den Blattstielresten, die nach dem Schnitt noch den Stamm bedecken. Noch teurer würde es werden, wenn man den Stamm polieren würde und die Stielreste - siehe Bild - auch noch entfernen würde. Sieht vielleicht gefälliger, aber weniger rustikal aus.
Nicht alle Palmen sind so kostspielig. Bei der Königspalme Roystonea, der Fuchsschwanzpalme Wodyetia, der Ptychosperma und einigen anderen, sieht die Blattanatomie etwas anders aus.
Hier bildet der untere Teil des Blattstiels eine „Dreiviertel Röhre“, mit der sich das Blatt an den Stamm klammert. Stirbt das Blatt irgendwann ab und vertrocknet, dann löst sich die Hülle vom Stamm und fällt ab.
Bei der Königspalme ist das gefährlich, weil da ein „Mordsapparat“ zu Boden poltert. Ist aber immer eindrucksvoll, wie groß so eine Konstruktion sein kann.
Palmschnitt mit Leiter
Blattbasen werden vom Stamm abgeschält
Palmschneider
Palmschnitt Kran
Wodyetia bifurcata Fuchsschwanzpalme. Hier umklammert die Blattbasis den Stamm.
Phoenix canariensis - hier mit Fruchtbüscheln - kommen die Blätter direkt aus dem Stamm
Blattröhre (Unterblatt) von Wodyetia
Areca triandra
Dieses Kaliber von Unterblatt stammt von der Königspalme. Es fällt meist unvorhergesehen ab. Wird man getroffen, dann ade du schöne Welt.
Nützliche Palmen gibt es auf den Kanaren kaum. Die Dattelpalme ist äußerst selten und auch ich weiß nicht, wo sie auf Teneriffa vorkommt. Warum auch! Datteln importiert man einfacher und immer schon aus Marokko. Fertig! Brachland gäbe es genügend. Aber der Großvater hat Bananen gepflanzt und keine Dattelpalmen. Also, was solls. Wir haben einige gepflanzt, werden aber eine Dattelernte wohl nicht mehr erleben. Zu spät drauf aufmerksam geworden.
Auf La Palma wird die Kanarenpalme wirtschaftlich genutzt – und zwar zur Gewinnung von Palmhonig. Dabei wird mit einer Art Stemmeisen der Vegetationspunkt der Palme an der Spitze abgeschabt und der auslaufende Blutungssaft über eine Bambusrinne in einem Eimer gesammelt. Der Vegetationspunkt wird immer wieder abgeschabt, damit der Saft weiter fließt. Der gesammelte Blutungssaft wird über Feuer auf ein Zehntel eingedickt: Voilá , das ist dann der teure, hellbraune Palmhonig. Interessant und aromatisch.
Dattelpalme
Keimende Dattelkerne
Raphis excelsa, Steckenpalme
Raphis, Detail
Palmblätter und Stängel sind unglaublich windstabil, wegen der ausgeklägelten Faserstrukturen in ihrem Inneren. Deshalb ist es auch fast unmöglich die geschnittenen Blätter in einem Häcksler zu schreddern.
Letztlich besteht der Palmhonig aber auch nur aus Saccharose. Im Vertrauen gesagt: das ist der ganz gewöhnliche Haushaltszucker, ob Rübe oder Zuckerrohr.
Glaub ich nicht!
Doch, ist aber so. Denn alle Pflanzen produzieren Saccharose über die Photosynthese und verwenden diese als universellen Nährstoff zu Ernährung von neuen Blättern, Blüten und Früchten. Dieser Zucker wird in den Leitungsbahnen der Pflanze transportiert und wenn diese angeschnitten werden, läuft eben Saccharose heraus. Übrigens: beim Ahornsirup ist es auch so: Saccharose! Schmeckt trotzdem gut.
Links: Roystonea elegans, Königspalme