Arganbaum
Argania spinosa
Den Arganbaum kennt kaum jemand, es sei denn er hat schon eine Rundreise in Marokko bis in die Wüstengebiete gemacht. Denn dort fristet der Arganbaum sein karges Dasein.
In der Natur kommt es aber nicht auf ein üppiges Wachstum an, sondern darum, sich im Überlebenskampf zu behaupten. Und, nicht zu vergessen, um auch der Evolution eine Chance zu geben.
Der Arganbaum wächst gerne am Rande von flachen Senken, wo sich gelegentlich Regenwasser sammelt. Krautige und sonstige Pflanzen verschwinden nach episodischem Regen wieder ruck-zuck. In aller Eile haben sie trotzdem Samen gebildet und verbreitet. Aber der Arganbaum ist der Herrscher trostloser Wüstenebenen. Er wächst heran zu dicken und verzweigten Stämmen – teils über mehrere hundert Jahre alt. Wenn nicht Holzhändler ihn gefällt und zu Möbelholz der feinsten Qualität verarbeitet haben.
Zwei Dinge zeichnen den Arganbaum aus: einerseits verfügt er im Gegensatz zu vielen anderen ausdauernden Wüstenpflanzen über keine raffinierten Techniken zum Wasserspeichern oder zur Steigerung der Photosyntheseeffizienz (siehe Zuckerrohr), und andererseits ist er derart dornig, dass er der biblische (brennende) Dornbusch hätte sein können. Allein beim genaueren Hinsehen sticht es einem schon in den Augen.
Das Faszinierende ist, dass auch hier die Natur einen Weg gefunden hat, diese Wehrhaftigkeit zu umgehen. Die Ziegen der einheimischen Berber haben ein hartes Leben und kaum was zu fressen. Sie klettern bis in die höchsten Zweige der bis zu sechs Meter hohen Arganbäume und knabbern deren Blätter ab. Diese sind so klein, dass man nicht von „Fressen“ sprechen kann. Hier hat sich ein stabiles Ökosystem eingerichtet. Ein Motiv von Touristenpostkarten sind die im Geäst herumkletternden Ziegen.
Als wir unseren Arganbaum in Form bringen mussten, weil er sonst wegen der idealen Bedingungen, die wir ihm geboten haben, alle Nachbarbäume „verstachelt“ hätte, mussten wir mit äußerster Vorsicht vorgehen und das Schnittgut „wie eine Klapperschlange“ entsorgen.
Jetzt aber: was macht den Arganbaum so interessant?
Er hat winzige, unscheinbare Blüten und produziert Früchte, die kleinen Zitronen ähneln, aaaaber einen mandelartigen Kern enthalten. Dieser wiederum enthält das inzwischen wohl teuerste Öl der Welt, das Arganöl. In Kooperativen zusammengeschlossen, sammeln die Berberfrauen – die Männer arbeiten ja nicht – die abgefallenen Früchte, die oft schon im Verdauungstrakt der Ziegen geschält wurden (!) und knacken den Mandelkern. Die Mandeln werden dann teils geröstet, teil naturbelassen fein gemahlen und das auslaufende Öl gesammelt.
Für die Berberfamilien ist es ein hilfreiches Einkommen, wenngleich die Händlerkette 90% des Wertes abschöpft. Leider haben auch schon Kosmetik- und andere Konzerne die Arganölgewinnung entdeckt, pachten vom Staat große mit Arganbäumen bestandene Flächen, verarbeiten die Früchte industriell und nehmen den Berberfrauen eine wichtige Einnahme- und Lebensquelle.
Das Öl naturbelassen, farblos, schmeckt nur fettig und hat auch keine irgendwie wundersamen Qualitäten, außer, dass es rar und teuer ist und kein Plantagenprodukt wie Palmöl. Die Versprechungen auf den Etiketten der Kosmetikindustrie sind reines Marketing – und das verkauft sich ja am Besten.
Argania Früchte und Kern
Argania Dornen
Argania Blüten
Wenn´s sonst nichts zu fressen gibt, dann klettern wir halt auch in den Dornenbusch. Eine Standardszene in Marokko.