Ganz ungläubig betrachtet man dieses Monstergebilde  von einem Steinpilz Konglomerat. An dem eigentümlichen Hügel, bedeckt mit Kiefernnadeln sind sicher schon viele Pilzsucher vorbeigegangen.  Auch wir dachten, dass zwischen den Heidekräutern vielleicht nur einer der verstoßenen Jagdhunde begraben/verendet sein mag. Zu groß war der Hügel und entsprechend groß dann auch die Freude.


Jetzt aber zurück zu den Pilzen auf Teneriffa.

Vom Steinpilz ist man ja aus Deutschland gewohnt, ihn in kühleren Regionen, dem Bayerischen Wald, aber auch in den Tiroler Bergen, in Polen aber auch noch in Ungarn zu finden. Im subtropischen Klima von Teneriffa waren wir gar nicht darauf gefasst, auf einen Hotspot von Steinpilz plus Pfifferling zu stoßen! 
Nach Wikipedia kommt er häufig 'weltweit im warm-gemäßigten Klima' vor. Und das haben wir doch in Teneriffa

Kurz nachdem wir uns mit La Matanza und Umgebung vertraut gemacht hatten, fiel uns das Angebot an sehr schönen Steinpilzen auf dem San Juan Bauernmarkt von Tacoronte in der Nachbarschaft auf. Und die waren auch nicht räuberisch teuer, wie auf dem Viktualienmarkt in München, wo die Steinpilze– die Trüffel auch- aus Kroatien importiert werden.

Auf dem Bauernmarkt in Tacoronte fragten wir:

 

Ja wo haben Sie denn die Pilze her ?

Und obwohl Pilzsammler dann geheimnisvoll lächeln, hieß es: 

Wir haben sie von der Cumbre (dem Bergrücken zum Teide) um La Esperanza herum. Ein paar haben wir auch aus dem Anaga (Gebirge). 

Als wir unsere neuen Freunde daraufhin befragten, meinten die: Ja, ja, da gibt's Steinpilze und Pfifferlinge. Und es ist weniger eine Sache WO sie zu finden sind, als vielmehr WANN. Alles hängt von der Witterung im Kiefernwald ab. Wann und wie lange der Boden gewärmt wurde, wann es daraufhin geregnet hat. 

Wenn es Ende des Sommers ordentlich regnet, aber nicht zu viel, dann beginnt die Pilzsaison schon im September. Sie kann sich auch erst im November einfinden und dann bis in den März hineinziehen.

Einige Freunde sind schon Hobby-Pilzsammler und geben auch auf Anfrage hin Bescheid, ob sich's lohnt. Am sichersten ist es aber, im Bauernmarkt von La Esperaza das Angebot zu checken. Dann weiß man, man kann's ja mal versuchen.

Li: Wiesenchampignos im Teefeld auf Kompost-Tee

Aber wie geht man da vor? Die Cumbre-Straße von La Laguna rauf zum Teide wird ab einer bestimmten Höhe von Kiefernwäldern gesäumt. Und da fängt's dann an. Der Boden ist mit einer dicken Streuschicht von Kiefernnadeln bedeckt; man sieht nichts. Deshalb braucht man einen Stock, Hacke oder ein anderes Gerät, um die Streuschicht wegzukratzen, zu wenden, und um zu sehen, was darunter wächst. 
Und dann entdeckt man die Pilze. An Kratzspuren und gewendeten Kiefernmatten sieht man leider oft schon, dass andere Pilzsucher vor einem das Gelände abgesucht haben. 

 

Es ist insgesamt nicht so schlimm wie bei der Lotterie. Aber mit etwas Spürsinn, Intuition und natürlich auch Glück findet man doch Steinpilze, Pfifferlinge (gleich nebenan) sowie ein Rudel von Reitzkern, wie .z.B. den Edelreitzker, der zwar gelobt wird, aber nicht unseren Geschmack trifft. 

Und man ist stolz auf die Jagdbeute.

Man muss schon mal oder ein paar mal in den Cumbre Wäldern nach Pilzen gesucht haben, um die Atmosphäre zu fühlen. Dann kann man immer noch entscheiden, ob die 2 kg Steinpilze die Mühe wert waren, oder ob man die „Arbeit“ nicht lokalen Leuten überlassen sollte. Teils leben sie ja auch davon. Der Jagdinstinkt macht's halt aus.

Re: Wiesenchampignon

Hat man mal frische, schöne Steinpilze, dann drängt es einen sofort diese frisch, frisch, frisch zu braten – auf welche Weise und wie auch immer. Aber hier überwiegt der placebo Effekt, weil immer wieder kolportiert wird, wie toll frische, gebratene Steinpilze schmecken. 

Beim Tiefgefrieren oder Trocknen entwickeln die Steinpilze aber erst ihr volles Aroma. Vergleichen lässt sich das Phänomen vielleicht mit dem Retticharoma: Frischer Rettich schmeckt oft nur nach Rübe. 
Wird er aber aufgeschnitten und gesalzen, so dass das Zellwasser herausläuft, dann entwickelt sich erst die volle Wucht des Aromas.


Also auf zur Pilzsafari!


Links: Pfifferling