Bananen

Musa x paradisiaca

Eine Finca ohne Bananen, natürlich auch ohne Palmen, wäre nur ein landwirtschaftlicher Betrieb. Ja, vielleicht Kartoffeln und Mais, dem Hauptnahrungsmittel hier auf Teneriffa, das macht aber nicht viel her.

Aber in einem Bananenhain zu sitzen, mit einem Buch und einem kühlen Getränk, das ist doch eine Idylle. 
Was Anderes als im Fichtenwald.








Erst musste aber ein Kartoffelacker umgepflügt werden, und es war schon eine Heidenarbeit die ganzen Felstrümmer, die ein lustiges Pflügen verhinderten, aus dem Boden zu graben. Alles Lavabrocken, die eigentlich auf eine gute Bodenqualität hinweisen würden. Nur leider sind sie noch nicht zu Erde verwittert, sondern machen einem das Leben schwer. 

 

Für die „Urbarmachung“ eines anderen Feldes, wo wir den Jamaica Blue Mountain Kaffee pflanzen wollten, mussten wir unseren Bauunternehmer Miguel mit seinem Bobcat zuhilfe rufen, um die „Fliegerbomben“ aus dem Boden zu holen. Ein Bobcat ist übrigens ein kleiner, multifunktioneller Schaufellader, ein geniales Gerät und Superspielzeug für Männer. 

 

Dann musste Erde aus den Höhenlagen bei La Esperanza, wo Franco seinen Umsturz geplant hat, herangekarrt werden, um das Niveau wieder halbwegs auszugleichen.
Im Bananenhain haben wir dagegen nur die angesammelten Kompostberge ausgebracht. Bananen sind nicht so zickig wie Kaffee. Die kleinen Bananenpflänzchen haben wir bei der Cultesa gekauft. Dort werden verschiedene Bananensorten steril aus Gewebekulturen virusfrei vermehrt und herangezogen. 

 

Leider ist die Auswahl sehr beschränkt und man kann zwischen Sorten mit 50 kg Bananenstauden und solchen mit 55kg wählen. Aber weder die fingergroßen, süßen Banänchen, noch die klobigen Kochbananen, machos genannt, sind im Sortiment. Ist einfach die fehlende Nachfrage. Die süßen Zwergbananen werden übrigens aus Costa Rica nach Deutschland exportiert. Der Anbau in Teneriffa ist halt nicht üblich. Früher schon, wo Subsistenzwirtschaft herrschte und man sein eigenes Gemüse incl. Bananen und auch Kaffee ( ! ), jawohl Kaffee, im Garten kultivierte. 

 


Neues Bananen-Feld, vor 7 Jahren

Ensete Samen

Ensete ventricosa, Himalaya Banane

Rote Blattrippen der Dakhla Banane

So sieht das Feld jetzt aus

Ensete Früchte

Ich komme zwar vom Thema Bananen ab, ...

... aber noch mehr ärgert mich, dass es neben den alluniformen Bananen keine halbwegs vernünftigen Tomaten auf der Insel gibt. Nur steinharte, transportfähige, also schlagfeste Früchte werden angebaut, sieht man mal von den „Spielzeug-Cocktailtomaten“ ab. In den Restaurants bekommt man auch keine besseren. 
Inzwischen ist es o.k. grüne Tomaten auf dem Teller zu haben.
Das bringt die durchaus notwendige Exportwirtschaft mit sich. Klar, wovon sollen die Smartphones und Autos hier bezahlt werden. 
Außer Tourismus gibt es nichts und selbst die super wachsenden Avocados werden noch aus Mexico oder Chile, wo die Kleinbauern ruiniert werden, in die EU eingeführt. 

 

Zurück zum Thema 

Die Banane ist eigentlich nur ein fettes Büschel von Blättern, die quasi stammförmig gerollt zusammengehalten werden und nur oben aus der Spitze „herauspuscheln“. 
Und wo kommt dann der armdicke Stängel her, der die Bananenstaude mit den Früchten trägt? Der entwickelt sich im Zentrum dieses als Stamm zusammengefassten Blattbündels, direkt im Herzen, und zwar an der Basis der Staude. Von dort wächst er im Inneren nach oben oben oben und schaut dann aus dem Blätterbüschel raus und entwickelt eine sich nach unten neigende, mächtige Blüte, aus der sich dann die Bananen entwickeln. 

Bis zu 50 kg kann dann so eine Bananenstaude wiegen. Bei der Ernte ist dann Vorsicht geboten, damit man nicht von so einem Mordstrumm erschlagen wird. 

 

Wenn die erste Banane der Staude gelblich wird, dann schneiden wir die Staude mit einer Elektrosäge ab. Dabei müssen wir in Deckung gehen, vorsichtig sein, um nicht auch noch von dem ausfließenden Saft getroffen (siehe unten) zu werden. Die Staude wird dann an einem Seil vor der Bodega aufgehängt und nach Bedarf werden die nach und nach reifenden Bananen abgeschnitten. 

 

Auf zwei Probleme sind wir bei unseren Bananen gestoßen: das einfachere: wenn Erntezeit ist, haben wir Unmengen von Bananen, die sich nicht „aufbewahren“ lassen, müssen also verbraucht werden. Industriell lassen sie sich speichern und nach Bedarf punktgenau reifen, z.B. für Aldi. Aber wir wissen zwar wie´s geht, haben aber nicht die nötigen Installationen noch die Mittel oder den Willen dazu. 

Also müssen wir bei unseren Freunden und Bekannten „hausieren“ gehen: Bananen abzugeben, wer braucht Bananen, Bananen jemand
Wir reichen sie auch an die Nachbarn weiter, die meist einen weitläufigen Familienkreis haben. Trotzdem wandern etliche Früchte auf den Kompost, da auch unsere Hühner-  die weiss Gott – ausgemachte Mäkler sind und Bananen nicht mögen. Schade. Enthalten sie doch reichlich Kohlenhydrate, so wie der Weizen, und zudem Vitamine. 
Die beschworenen „Mineralstoffe“ kann man vergessen, die sind auch in einer Scheibe Brot enthalten. 

 

Das andere Problem: 

Als Botaniker ist mir die Banane aus den „Angewandten“ Vorlesung geläufig. Klar, monokotyle Pflanze, also einkeimblättrig wie auch Gras, Schilf und Zuckerrohr, bildet Stammableger und vermehrt sich dadurch problemlos vegetativ, also ohne Samen an der Stammbasis. 

 

Aber was der Schlaumeier nicht wusste, kostete einige Hemden und teure Fjällravenhosen. 
Bei der Pflege des Bananenhains müssen immer wieder gelbliche, herabhängende, auch trockene Blätter abgeschnitten werden. Aus den noch saftführenden Blattresten, den Stielen, aber auch abgeschnittenen Stauden, tropft ein klarer, etwas weißlicher Saft raus. Und den hat der Teufel gesehen. 

Er besteht zum Teil wie beim Gummibaum aus Kautschuksaft, dessen Moleküle sich an der Luft oxidieren und braun färben. Tropfen sie auf Hemd oder Hose, was sich unwissend nicht vermeiden lässt, dann gibt es nach Stunden braune Flecken, die durch nichts, aber auch gar nichts zu entfernen sind. Man könnte sie mit Applikationen überkleben, oder (lach) herausschneiden. Inzwischen sind wir vorsichtig wie beim Handling einer Klapperschlange

Die aufgeplatzen Bananen im folgenden Bild sind auf den Kalzium-Mangel im Boden zurückzuführen. Das Wachstum der Schale kann mit der Entwicklung der Frucht im Innern nicht mithalten: dann platzt halt der "Gürtel". 

Musa zebrina & Sorte 'Topoch'  (oben)
Sorte 'Brier' und Dakkla-Bananen mit Maracujas & Zitronen (Mitte)
Apfelbananenernte & Apfelbananen (unten)

Musa zebrina

Sorte 'Topoch'

Sorte 'Brier'

Dakhla-Bananen mit Maracujas & Zitronen

Apfelbananenernte

Apfelbananen

Neben den üblichen, mittelgroßen kanarischen Bananen, haben wir noch drei andere Sorten. Die eine wächst etwa 6 Meter hoch, die Apfelbanane. Sie ist für den kommerziellen Anbau nicht geeignet: zu hoch für die Ernte. 

An ihr hatten wir nur gemischte Freude dran, denn ein Sandsturm aus der Sahara, der mit Windböen bis zu 160 km/h im Frühjahr 2020 die Inseln heimsuchte, hat auch diese unsere Bananen umgelegt. Für sie ist jeder Sturm eine Gefahr. 
Das Bemerkenswerte bei dieser Sorte sind die relativ kleinen Früchte, die eine goldgelb glänzende Farbe haben sowie eine sehr feste Schale. Offenbar verläuft dadurch der endgültige Reifeprozess, bei dem andere Bananensorten braun, schwarz und matschig werden, ohne nennenswerte Veränderung über 4 Wochen. Sie schmecken dann immer noch gut. Die andere ist eine indische, mit roter Blattmittelrippe und rötlichen Früchten. 

Die dritte, eine „Macho“, also eine großkalibrige Kochbanane, die wir in Jamaica bei der Besorgung der „Blue Mountain Coffee“ Samen kennengelernt hatten, macht uns Sorgen. 

 

Ausgepflanzt als „Hijo“, also als Ableger einer Mutterpflanze, wollte sie einfach nicht Fuß fassen. Kränkelte ein Jahr herum und keine wohlmeinende Maßnahme half. Jetzt haben wir sie ausgegraben, in einen großen Topf mit Torfsubstrat TK2 gepflanzt und siehe da, inzwischen hat sie schon 2 neue Blätter entfaltet. Des Morgens sieht man auch vereinzelt Wassertropfen an den Blatträndern, nicht etwa vom Tau, sondern vom funktionierenden Wurzeldruck. 
Guttation nennt man dieses Phänomen, wenn die Wurzeln Wasser hochpumpen, das dann als Tropfen abgeschieden wird. 

Die Früchte, auf die wir immer noch warten, sind nicht süß, sondern speichern die Kohlenhydrate aus der Photosynthese in Form von Stärke, wie es auch die Kartoffeln oder die Süßkartoffel, die Bataten, machen. Man kann sie wie Bratkartoffeln zubereiten und sie stellen halt eine interessante Abwechslung dar. 

 

Neben den Essbananen gibt es noch eine Reihe von Zierbananen, bei denen die Himalaya-Banane Ensete ventricosa besonders herausragt und zwar im sprichwörtlichen Sinn : ein Monster, dessen Stamm (also die gebündelten Blätter) man kaum mit zwei Armen umfassen kann. Riesige Blätter und eine Blüte groß wie ein Weinfass. 

Hier finden wir dann kleine Bananen, die aber vollgestopft sind mit würfelgroßen, schwarzen Kernen. Für Fruchtfleisch ist praktisch kein Platz mehr. Man kann diese Banane mit Samen vermehren. 

Unseren Essbananen hat man die Samen abgezüchtet, allenfalls schwarze Pickel erinnern noch in der Banane. Deshalb kann sie nur noch über Ableger oder Zellkulturen vermehrt werden. 

 

Ach ja, aus Bananen wird auf der Insel als Besonderheit auch ein Bananenwein gemacht. Ist aber nicht dringlich. Genauso wie der Bananenliqueur. 

Bananenstaude, unten mit männlichen Blüten