Avocado 

Persea americana

Neben Wein, Kastanien, Bananen,Tomaten und Kartoffeln sind Avocados die prominentesten Früchte auf der Insel. 
Inzwischen werden die Bananenplantagen gerodet und stattdessen Avocadofelder angelegt. Auch Flächen mit Wein werden umgewidmet, da Avocados weniger Arbeit machen und mehr Profit einbringen.  Vorläufig wenigsten noch. Aber es ist schon jetzt absehbar, dass bei dem zu erwartenden Überangebot auf den europäischen Märkten, ähnlich wie ehedem bei den Bananen, die EU die Ernten subventionieren wird, damit die Kanarischen Avocados im Kampfpreis mit den mexikanischen bestehen werden können. 
Anscheinend ein ewiger Kreislauf.

Die Avocados sind in Zentralamerika, Mexico, Guatemala und auf den Antillen heimisch. Und sind heute als wertvolle Frucht in allen subtropisch – tropischen Gegenden weltweit verbreitet.  Die 200 Sorten, die in den Handbüchern erwähnt werden, teilt man in zwei Kategorien ein, A und B, weil die Kompatibilität bei der Blütenbestäubung beachtet werden muss.

 

Bienen oder auch grüne, schillernde Schmeissfliegen müssen den Pollen der Kategorie A auf Blüten von B übertragen oder umgekehrt, sonst erfolgt keine Fruchtausbildung. Besonders die Sorte 'Fuerte' ist diesbezüglich empfindlich und bildet dann nur kleine, kernlose „Würstchen“ aus, die aber essbar sind. 
Auch die Sorte 'Hull' ist pingelig und produziert auch solche „Würstchen“ ,wie im Bild zu sehen. Andere Sorten machen bei fehlender Bestäubung gar nichts.

Es hat also wenig Zweck, einen Avocadokern zum Wachsen zu bringen, wenn der unbekannte Partner zur Bestäubung fehlt. Sorte 'Hass' zählt wie 'Hull' zur Kategorie B, und 'Fuerte' zu A.

Sorte 'Hass' vor 100 Jahren vom Briefträger Rudolf Hass in Kalifornien entdeckt und gleich richtig eingeschätzt

Sorte 'Fuerte' mit Würstchen, die gebildet werden, wenn die Blüte nicht bestäubt wird. Daher auch kein Kern.

Sorte 'Hull' mit Würstchen

Sorte 'Reed' mit Riesenkern

Zu Beginn unseres Fincaabenteuers... 

... fanden wir sechs Avocadobäume auf dem Gelände.

Zwei davon regelrechte Riesenbäume, von denen einer älter als 60 Jahre war. Einer davon ist später ganz abgestorben und wurde zu Feuerholz zersägt. Zwei andere, kleinere mussten wir komplett runterschneiden bis auf Stümpfe von Stamm und Ästen. Sie sind einem berüchtigten Bodenpilz zum Opfer gefallen, der speziell Avocados befällt: Phytophtora cinnamomi.  Eigentlich ist das Gift der Avocados ein Pilzgift, aber die Phytophthora ist leider dagegen resistent.

Die kräftigen Stümpfe haben aber wieder angefangen auszutreiben und wenn wir nicht zu eifrig bewässern und den Pilz fördern, dann können sie es wohl noch einmal „packen“ und durchstarten. 

 

Im Schatten der Krone des abgestorbenen, mächtigen Avocados hatten wir Kaffee gepflanzt, der sich jetzt in der Sonne sogar kräftiger entwickelt hat. Eindeutig ! 

 

Ich muss jetzt leider abschweifen.

 

Im Ökobereich gibt es viel Wunschdenken: 

so z.B. Kaffee wäre eine Schattenpflanze: kein Wort wahr. In praller Sonne wächst er viel besser. Natürlich wächst er auch unter Bäumen oder Bananen im Schatten, aber viel schmächtiger, wie sich - leider zufällig - gezeigt hat. In der vollen Sonne, so wie er über Quadratkilometer in Brasilien gezogen wird, braucht er wegen des gesteigerten Wachstums aber auch viel mehr Dünger und Wasser. Ist doch klar. 

Eine andere Fabel aus dem Ökobereich suggeriert, dass Kaffee autozid wäre, das heißt, Samen die von der Mutterpflanze abfallen, können wegen des Coffeingehalts im Boden, den der Blattfall verursacht, nicht keimen. 
Sie sollten „gefälligst“ von Vögeln, die ja rote Beeren lieben, verbreitet woanders keimen, zwecks Ausbreitung der Art. Alles Unsinn, wie auch unser Bild beweist. Solche Theorien wären halt zu schön und einleuchtend. Die Samen keimen tadellos unter Kaffeebäumen. 

Avocado Preis

Sorte 'Hull'

'Reed' im Frühjahr

Seltene Sorte 'Hardee Reed'

Die Avocado ist eigentlich eine Saisonfrucht. Ab November ist Erntezeit und die geht bis Anfang Mai. Natürlich spielt auch die Lage eine Rolle. Im Bananenbereich geht´s natürlich früher los und endet auch früher. 
Aber was macht man im Sommer ? 
Dann kommen die Avocados aus den Hochlagen in den Verkauf und weil dort die Anbaubedingungen schwieriger sind, erzielen die Früchte auch "prohibitive" Preise. Man ist dann sehr zögerlich die Salatschüssel mit Avocado anzureichern. Natürlich gibt es auch ausgesprochene Sommer-Sorten wie "Pinkerton", aber die sind aus unklaren Gründen nicht so populär.
Im Bild nebenan liegt die Sorte Hass in der Kiste, braun die reifen Avocados und grün, die noch Zeit haben. Aber 12,95 Euro für´s Kilo hat schon nichts mehr mit Saisonalität zu tun.  Eine Unverfrorenheit.

 


Zurück zur Avocado

Einerseits waren wir begeistert von der Fülle der herabhängenden Früchte, andererseits aber etwas skeptisch, was man wohl damit wird anstellen können. Bei den Bananen hat man eine 50 kg schwere Staude und weiß nicht, was man damit innerhalb weniger Tage machen soll; bei den Avocados hat aber diesbezüglich die Natur vorgesorgt. 

Ich erklär's gleich. 

 

Noch hatte ich von München her Avocados in Erinnerung, wo wir sie probiert hatten. Damals waren sie selten auf dem Markt, im Gegensatz zu heute, wo Avocado ein Standardprodukt der Gemüse- und Obstabteilung ist. Hart und geschmacklos erschienen sie uns. Unsere chilenischen Freunde lachten wir aus, als sie von Avocados nur so schwärmten. Wir meinten, man könne sie mit ihrem großen Kernloch allenfalls mit Krabbencocktail füllen. 

 

Welch ein Irrtum. 

 

Wenn die Avocado nicht reif ist, schmeckt sie grob wie eine Rübe. Aber richtig gereift, ist sie cremig, aromatisch und man kann sie mit Salz und Pfeffer direkt aus der Schale löffeln. Hat man einen Avocadobaum vor der Tür, tut man sich natürlich leicht, bzw. leichter und kann experimentieren. 

Direkt vom Baum gepflückt ist eine auch anscheinend „ausgewachsene, "reife“ Avocado nicht essbar. Vier Wochen später gepflückt: das gleiche Ergebnis, immer noch nicht, na, essbar vielleicht mit Gewalt schon, aber nicht genießbar. Was machen? Abwarten!

 

Gegen Ende November sind die Avocados bei uns auf den Bäumen quasi fertig ausgebildet, aber sie zu pflücken und wie einen Apfel gleich essen geht nicht. Na, geht schon, aber man beißt in eine geschmacklose Rübe. 

Wieweit sie sich entwickelt haben, trotz ihres schönen äußeren Erscheinungsbilds, weiß man erst, wenn man sie vom Baum pflückt und geduldig etwa 10 Tage im Obstkorb liegen lässt: 

Dann gibt es 2 Szenarien. Man schneidet sie auf und probiert. Ist das gelbe Fleisch cremig und schmeckt gut, dann hat man Glück gehabt und die Avocado war pflück-und damit erntereif. 

Oder man findet wieder ein hartes Fruchtfleisch. 
Dann war der Baum mit seinem Reifeprozess noch nicht fertig. Dann muss man dem Baum und seinen Früchten nochmals 14 Tage geben, dann pflücken, 10 Tage warten und erneut probieren. 

Ein nettes Spielchen. Meist kennt man aber schon seine Bäume und weiß wann es sich zu ernten lohnt. Ansehen tut man es der Avocadofrucht aber nicht.
Andererseits ist es kein Problem, die Avocados einfach zur Sicherheit am Baum hängen zu lassen. Sie reifen und verderben dort auf keinen Fall, sondern sind nur bereit, genussreif zu werden innerhalb einiger, sagen wir wieder 10 Tagen, nach Abnahme vom Baum.

Während dieser Reifezeit in der Obstschale kann man die Avocados auch ohne sie aufzuschneiden auf „Genussreife“ prüfen. 
Vielleicht kann man sie schon nach 6 Tagen essen?

Beim Zurückschnitt

Zurückgeschnitten

Neuaustrieb mit Frucht

Bei der glatten Sorte 'Fuerte'...

... drückt man die Schale ganz leicht. Gibt sie nach und dellt ein – vorsichtig natürlich, dann weiß man, sie ist genussreif und kann gegessen werden.

 

Bei der anderen populären Sorte 'Hass' geht das mit dem Drücken nicht. 

Hier erkennt man die Ess-/ Genussreife an der Braunverfärbung der Schale, die selber relativ hart ist und viele kleine Pickel aufweist. Hat man nach 10 Tagen Lagerung keine Braunverfärbung, dann war die Avocado noch nicht „pflückreif“ und bleibt im Inneren hart und geschmacklos. Es hat keinen Zweck, die Früchte zu ernten. Dann wiederholt man halt das Experiment und pflückt nach weiteren 14 Tagen und probiert's nochmal. 

 

Am Baum hängend wird die Avocado praktisch also nie genuss-/essreif. Die Früchte werden zuerst pflückreif und verharren dann aber am Baum in einem „Allzeit bereit“ Zustand. 
Der Baum fungiert praktisch als Frischhaltelager für die Früchte, die sich auch noch im nachfolgenden April ernten, pflücken, reifen und essen lassen. 
Zu sehr sollte man es aber nicht übertreiben, denn der Baum braucht Platz für die neue Blüte. Dann reifen gepflückte Früchte blitzartig und sind verdorben ehe man sich's versieht.  
Ein tolles System. 
Im internet kursiert zuhauf die Meinung, die Avocados würden vom Baum fallen, wenn sie erntereif wären. Dann könnte man sie genußreif werden lassen. Unfug ! Vom Baum fällt da nichts, wenn nicht die Ratten die Früchte abbeissen oder eben die Erntezeit weit überschritten ist und die neuen Früchte sich "breit" machen. 

Wenn die gepflückten Avocados einmal essreif sind, man eventuell zu viele gepflückt hat, dann, aber auch nur dann,  lassen sie sich im Kühlschrank noch ein kleines Weilchen aufbewahren, ohne gleich zu verderben. 

Aber Vorsicht.. 

Mit einer frisch gepflückten Avocado geht das nicht. Ihr Fruchtfleisch reift dann nicht, sondern wird ungenießbar wie Hartgummi.
Andersrum lässt sich der Genußreifeprozess ein wenig beschleunigen, wenn man die Früchte zusammen mit reifen Äpfeln oder Bananen in eine Plastiktüte ( nicht eine gasdurchlässige Papiertüte oder Zeitungspapier) steckt. Das abgegebene Reifehormon Ethylen fördert auch die Genußreife - aber meist nur um 1 - 2 Tage. 
Lohnt eigentlich nicht das Gebastel. 

Was  auch im internet wie sauer Bier angepriesen wird ist das angebliche Blitzreifen von noch nicht genußreifen Avocados. Sie werden entweder in die Microwelle gesteckt oder in den Backofen und ganz einfach "weichgekocht".  Aber das Fruchtfleisch wird braun, geschmacklos und matschig. Gleiches gilt auch für das Einfrieren. Es führt nur zu braunem Matsch. Was alles für dummes Zeug im internet kursiert. 
Letztlich alles grober Unfug, wenngleich es so häufig propagiert wird wie die Fakenews  und Verschwörungstheorien zur Impfung gegen Corona,
Genauso albern, um es milde auszudrücken, ist es den Kern zu pulvern und das Zeug dann als "Allheilmittel" und Superfood einzunehmen. Auch hier ein unglaublicher Hype, der durch nichts begründet ist, auch wenn er tausendmal wiederholt wird. Natürlich enthält er neben dem giftigen Persin alle möglichen Vitamine und Mineralstoffe, die man aber angenehmer mit einem Wurst- oder Marmeladenbrot zu sich nehmen kann. Schnitzel geht auch.
 

Zu den vorhandenen Avocado-Sorten ‘Hass’ und ‘Fuerte’, die auf der Insel dominieren, haben wir noch andere Sorten als Kuriosität nachgepflanzt: die Sorte ‘Hull’ mit Früchten, die 800 g schwer werden und auch die kernlosen Würstchen bilden,  die Kanonenkugel-Avocado ‘Reed’ mit ihrem großen Kern und die 'Pinkerton', die bis in den Juli hinein brauchbare Früchte trägt. Anhand der Blätter kann man die verschiedenen Sorten kaum unterscheiden.
 
Die Sorte Hardee Reed, die schöne Rote,  haben wir leider nicht. Es gibt wohl einen schönen Baum in der Nachbarschaft, aber alle Versuche ein Reis von diesem Baum auf eine unserer Unterlagen zu pfropfen, hat nicht funktioniert. Wenn man nicht den richtigen Zeitpunkt erwischt, in dem ein geschnittener Zweig auf der Unterlage anwachsen will, muss man wieder ein Jahr warten. Ärgerlich.

MERKE: Allenfalls die Sorte ‘Fuerte’ kann man an den Blättern erkennen, weil sie nach Anis riechen, wenn man sie zerknüllt.


 

Das Gift der Avocados

Na jetzt aber. 
Wo soll die Avocado denn giftig sein ? Habe ich mich auch gefragt. Als unser Huhn "Schneewittchen" plötzlich nicht mehr so gut drauf war und wir rumgerätselt hatten, ob vielleicht Würmer oder Parasiten die Ursache sein könnten.  Da meinte unser Mitarbeiter, ein Vogelliebhaber, 

"Hat sie vielleicht wieder mal an einer abgefallenen Avocado genascht?"


Ja wie das denn?  
Aber Avocados sind in der Tat für fast alle Tiere giftig. Besonders für Vögel. Deshalb haben wir auch die von den Ratten "gepflückten" Avocados ab sofort morgens eingesammelt.  Aber auch für Katzen und Hunde ist das Avocadofleisch giftig. Na ja, letztere werden sich nicht an dem "Grünzeug" vergreifen. Aber auch große, kräftige Kerle wie Pferde kriegen Herzprobleme und Störungen im Hormonhaushalt.

Auch für Ratten ist das Fruchtfleisch von Avocados nicht besonders bekömmlich.  Sie können ebenfalls diverse Verdauungsstörungen bekommen. Dabei klettern Ratten in das Geäst der Avocadobäume, beißen die Stängel der Früchte ab, so dass diese herabfallen. Dann findet man am Boden die angefressenen Früchte. Wie die Ratten, die ja sehr harte Allesfresser sind, mit dem Avocadogift zurechtkommen ist unklar. 
Vielleicht kiffen sie sogar mit Avocado?
Das Avocadogift Persin, ist ein Acetogenin (C23 H40 O4) ein großes Molekül, fettlöslich,  und für den Menschen ungiftig. Es kommt  im Holz, in der Rinde, der Fruchtschale und im Kern vor.  Vorwiegend vom Kern aus diffundiert das Persin in das Fruchtfleisch. Das ganze Gerede von Esotherikern, der Kern wäre ein Superfood, entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Ein absoluter Unfug. Aber schön aufpassen, dass sich nicht mal ein eines unserer Haustiere interessehalber mal an Avocadoresten in der Küche vergreift.
Übrigens: Bei Säge- und Schnittarbeiten an Avocadobäumen tritt oftmals ein weißer Milchsaft aus der Schnittfläche aus, der an der Luft bröselig eintrocknet. Das ist dann das Persin, Schmeckt übrigens nach nichts.

Und jetzt noch unser Lieblingsrezept 

Avocadosuppe Finca Sanssouci

Zutaten: 

2 Avocados

500ml Hühnerbrühe (0,5L Wasser + 1,5 Brühwürfel doble caldo/pollo) 

100-200 ml Sahne: para montar (Schlagsahne)

2 EL Zitronensaft

eine Prise Salz (abschmecken)

Ergibt 2 mächtige Teller Suppe:

Avocados halbieren, Kerne entfernen und das gesamte Fruchtfleisch in einen Topf  geben, etwas zerdrücken und kleinstochern. Hühnerbouillon extra aufkochen, zu Avocados hinzufügen und mit dem „Zauberstab“ glatt pürieren. Dabei Sahne - erstmal mit 100 ml probieren - (nata para montar - keine Kochsahne!) und Zitronensaft beigeben.
Die Suppe erhitzen – bis etwas über Esstemperatur, aber nicht aufkochen. Mit Salz, weißem Pfeffer und z.B. Tabasco nach Geschmack würzen. Zur Dekoration aber auch Geschmacksabrundung kann man mit der weißen Sahne und dem braunen Kürbiskernöl Figuren auf die Suppe im Teller zeichnen und mit einem Zahnstocher verziehen.  
FERTIG!  

Reichlich weißer Pfeffer, der als Basisgewürz gebraucht wird und etwas Tabasco, das die Suppe pikant macht. Schwarzer Pfeffer oder Cayenne-Pfeffer bringt nichts.

Gut machen sich auch 2-3 Blättchen Basilikum als geschmacklich passende Dekoration oder nach Gusto mehr oder weniger Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne oder Pinienkerne, die alle allerdings vorher zur Aromatisierung in der Pfanne angeröstet werden sollten.