Kanarienvögel
Kanarienvögel sind die Spatzen von Teneriffa und sie schauen auch so aus. Vielleicht sind sie etwas schmächtiger, nicht so pummelig. Man sieht sie in kleinen Gruppen kreuz und quer durch die Kaffeebüsche und Olivenbäume flitzen.
Als Brutplätze sind natürlich die höheren Bäume attraktiv, die Zypressen und die Palmen. Und dann kann es vorkommen, dass beim turnusmäßigen Blattschnitt der Palmen mal ein Nest aus dem Gleichgewicht gerät und abstürzt. Und so passierte es auch.
Am Fuß einer Palme fanden wir ein Nest mit drei roten, geöffneten Schnäbeln. Offenbar unbeschadet aus der Höhe zu Boden gesegelt. Trotz des feinen Gepiepes werden die Eltern die Kleinen nicht mehr finden und schon gar nicht füttern. Auch wir fühlten uns irgendwie hilflos. Aber unser Freund Miguelangel meinte, warum füttert ihr sie nicht und zieht sie auf. Er kennt sich aus, da er selber wie viele Kanarios Kleinvögel - soweit erlaubt – in Volieren hält.
In La Matanza gibt es einen Tierbedarfsladen „Quatro patitas“ und dort bekamen wir ein Nährpulver für Kanarienjunge. Ein Käfig musste auch noch besorgt werden, da unsere beiden Katzen bereits „Witterung“ aufgenommen hatten. Mit Wasser wurde ein sämiger Brei angerührt und mit einem Zahnstocher bekamen die Kleinen den Brei in Tropfen gefüttert. Eine kleine Schweinerei zwar, weil die Kerlchen ihre Schnäbel nicht ruhig hielten, aber nach einer Weile war Frieden und die Nestbande duckte sich im Nest. Alle paar Stunden wurde gefüttert.
Es war interessant zu sehen, wie die Federn sich entwickelten, die Burschen aus dem Nest kletterten und selber feines Körnerfutter zu fressen begannen. Auch ein Vogelbad stellten wir in den Käfig; niedlich so ein gebadeter, zerzauster Vogel. Herbert und Putzi saßen mit Vorliebe beim Käfig und beobachteten das Rumgehüpfe und Flattern mit Appetit.
Zum Auswildern hängten wir den offenen Käfig in den großen Olivenbaum am Eingang. Hirse Rispen hängten wir in die Zweige, um die Vögelchen zum „Ausziehen“ zu ermutigen. Einen Tag hat´s gedauert, dann waren sie weg. Aber nur vorübergehend. Denn sie trieben sich immer noch auf und um die Terrasse herum. Und schwupps setzte sich einer auf die Hand von Alex und beim Weggehen auf die Schulter.
Elternersatz zu sein geht ja, aber dass man wiedererkannt wird ist doch etwas sehr Berührendes.
Herbert läuft das Wasser im Mund schon zusammen, aber da geht nichts !
Aus einem Gestöber von Kanarienvögeln, die gerade in der Krone eines Olivenbaums verschwinden, löst sich ein Flattermann und kommt rübergeflogen zu Alex auf die Terrasse und setzt sich auf ihre Schulter. Da haben wir aber geschaut; mit dem Handy geistesgegenwärtig ein Foto gemacht. Das muss wohl einer von den dreien gewesen sein, die wir aufgezogen haben.
Amseln
Bis vor wenigen Jahren waren Amseln relativ selten auf der Insel und man musste schon genau hinsehen, um sie als solche zu identifizieren. Inzwischen aber ächzen die Landwirte, wenn man sie auf die Amseln anspricht. Sie graben die Erde um und auch Neusaaten, fressen die Weintrauben wie ihre Mitbewerber die Tauben und vermehren sich „wie die Karnickel“. Damit ist alles schon gesagt.
Aber was macht man, wenn ein Amselküken aus dem Nest gefallen ist und man klaubt es vom Boden auf ? Ins Nest zurücklegen geht, aber die Eltern haben schon dem leeren Nest Ade gesagt.
Also probieren wir´s wie bereits mit den Kanarienvögeln, nur dass wir das Kleinchen nicht in einem Käfig halten, sondern im Stroh des Hühnerhauses. Die großen Tanten haben den Winzling auch ignoriert. Gefressen hat das Amselküken munter, wurde flügge und eines Tages hat es sich in der weiten Welt umgesehen. Für eine engere Bindung war die Aufzuchtszeit doch etwas zu knapp.
Schien es wenigstens.
Amselnest im Drachenbaum
Als das Amselküken nach mutigen Flatterversuchen doch plötzlich verschwunden war, waren wir ganz zufrieden : Wieder ein Tier der Natur zurückgegeben.
Dass wir ihn mal wiedersehen würden hatten wir nicht in Betracht gezogen. Schauen sie doch eigentlich alle gleich aus, diese Amseln.
Unsere Aufzuchtsversuche mit den Kanarienvögel kamen uns nicht mehr in den Sinn.
Und jetzt benimmt sich ein Amselmännchen ungewöhnlich zutraulich. Normalerweise sind die Amseln unter lautem Geschrei sehr schnell und grundlos auf der Flucht. Und dieser "Kamerad" hier kommt bis auf ein paar Meter herangetrippelt, kuckt rum und setzt sich wieder auf das Terrassengeländer.
Streut man ihm dann etwas aufgeweichtes Trockenfutter der Katzen hin - schwupps kommt er angeflattert, pickt das Futter und nach einer Anstands Minute verschwindet er wieder. Aber nicht ohne tagsüber nochmals nachzusehen, ob es nicht noch einen Nachschlag gibt.
Amseln machen derlei sonst nicht. Er wurde wohl von Menschen "verdorben". Aber auf´s Knie hüpft er noch nicht. Auch wenn die Hühner Futter bekommen, das Süßmais und auch aufgeweichtes Katzenfutter enthält, ist Oskar zur Stelle. Mal sehen. Oskar haben wir ihn genannt. Diesmal hat er sich ein Käsestückchen geschnappt. Aber er frisst es nicht sofort, sondern verschwindet mit der Stück im Schnabel. Als ob er ein Nest zu versorgen hätte. Aber als Männchen schert er sich wohl nicht um den Nachwuchs.
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Cernicalo, der Turmfalke
Es ist erstaunlich wie viele Turmfalken es auf Teneriffa gibt und wohl auch auf den Nachbarinseln. Es sind relativ kleine Vögel, die man leicht mit einer Taube verwechseln könnte. Sind aber schlanker, wenn sie sitzen und im Flug fliegen sie geradlinig wie ein Pfeil und flappen nicht herum wie die Tauben, die auch oft zu zweit fliegen, weil der Tauberich hinter der Taube her ist.
Man sieht die Turmfalken auch oft am Himmel in langen Schleifen kreisen; vielfach ist auch der zugehörige Partner nicht weit. Und dann verschwinden sie in der Krone einer der höchsten Palmen. Ihren leicht schrillen, piepsigen Ruf hört man selten. Dazu sind sie oft auch zu weit weg.
Der Landmann schätzt sie sehr, denn sie greifen sich Eidechsen (großer Schädling aber unter Naturschutz), Mäuse und Ratten (nicht geschützt), Katzen packen sie nicht, weil zu wehrhaft, aber sie holen sich die Tauben, die ja die Weintrauben plündern und das Hühnerfutter stehlen. Leider können sie gegen die Armeen von Tauben nicht wirklich was ausrichten. Aber es erfreut einen, wenn man immer wieder unter einem Hibiskusstrauch gerupfte Taubenfedern findet (s.o.).
Uhu und Schleiereule
Als Insel der Höhlen und Schluchten ist Teneriffa bestens als Lebensraum für die großen Höhlenbrüter geeignet. Höhlen gibt es viele, weil die ausfließende Lava durch die Vulkangase aufgegangen ist wie ein Hefeteig und beim Akühlen des „Hefeteigs“ bleiben dann halt die Löcher und Höhlen übrig. Man sieht sie nur oft nicht, weil ihre Öffnungen an Abbruchkanten liegen oder von Gestrüpp verdeckt und getarnt sind.
Unser Nachbar kam eines Tags mit einem Uhu in der Hand, der blutige „Ständer“ also Beine hatte. Er hatte ihn in einer Rattenfalle gefunden, die „irgendjemand“ aufgestellt hatte.
Anruf bei Juan Fuentes, der uns dann die Telefonnummer der zuständigen Umwelt-Tierauffangstation gab. Innerhalb einer Viertel Stunde war der „Krankenwagen“ vor Ort. Der Uhu wurde kurz untersucht, Protokoll gemacht und dann ging's ab in die Tierklinik. Tags drauf bekamen wir den Anruf, dem Uhu ging's gut und er wird demnächst wieder „nach Hause“ entlassen.
Beeindruckend diese Effektivität.
Ich müsste sie mal anrufen wegen einer verletzten Eidechse. Da gibt es schon sehr große und respektable Exemplare, die pro Tag glatt 1 kg Trauben fressen können. Mal sehen, was die fixen Jungs dann sagen.
Uhus und einige andere Eulenvögel sind durchaus – relativ – häufig auf Teneriffa. Man bekommt sie meist nur in der Dämmerung als vorbeihuschender – absolut lautloser -Schatten zu sehen, wenn man zufällig in die richtige Richtung schaut.
Man glaubt es kaum.
Nachts kann man manchmal die Rufe junger Vögel hören, die irgendwo auf einem Ast sitzen und nach den Eltern rufen. Eine Schleiereule saß mal noch bei beginnender Dämmerung auf unserer Kokospalme und war wegen ihres großen Gesichts deutlich zu identifizieren. Und wie ein Hauch war sie wieder verschwunden.
Eidechsen
Niedlich sind sie anzusehen und Furcht haben sie auch keine. Zum ersten Mal haben wir sie am „Finger Gottes“, einem Touristen Hotspot in der Caldera des Teides beim Parador beobachtet.
Dort wimmelt es nur so von Eidechsen, weil sie von den Touristen mit Brot und anderen Brotzeit-Resten gefüttert werden.
Ist doch nett, wenn sie einem das Stückchen Wurst oder Tomate direkt aus der Hand nehmen. Putzig !
Die andere Seite dieser lieben Tiere erleben wir auf der Finca und jeder Landwirt kann ein Lied davon singen, von der Freude mit den Eidechsen.
Was die Tauben für Venedig, die Stare für Rom, sind die Eidechsen für Teneriffa. Schlimmer als Ratten, weil sie auch in viel größeren Zahlen auftreten. In den Saatbeeten fressen sie die jungen Sämlinge ab. Zur Zeit der Weinernte klettern sie die Stämme der Reben empor und fressen die Trauben.
Na, soviel können sie doch gar nicht fressen !
Doch, können sie, weil sie eben in großen Mengen auftreten. Amseln und Tauben sind auch unersättliche Traubenfresser, aber da lassen sich Schutznetze über die Rebreihen werfen, was zusätzlich Kosten und Arbeit verursacht. Die Eidechsen schlüpfen aber vom Boden in die Spaliere.
Natürlich könnte man die Eidechsen dezimieren : aber bloß nicht ! Sie sind streng geschützt, weil "einzigartig" auf der Welt und ein Symbol für die Kanaren, so die Saga.
Und die Landwirte gehen, wenn, dann auch sehr um- und vorsichtig zu „Werke“. Die Nachbarschaft sieht man nicht, es bewegt sich kein Vorhang, aber sie tauchen aus dem Nichts auf, wenn es um`s "Denunzieren" geht.
Hat schon jemand mal Eidechseneier gesehen? Schildkröteneier, Krokodileier gibts zuhauf in Fernsehberichten.
Aber Eidechseneier haben wir durch Zufall gefunden. Bei der Neupflanzung von Kaffee kamen in etwa 15 cm Tiefe 4 Eierchen ans Licht. Schildkröten und auch Schlangen gibt's nicht. Aber Eidechsen „en masse“. Zur Sicherheit buddeln die Eidechsen ihre Eier so tief ein, sonst könnten sich andere Tiere drüber hermachen.
Vom hundertsten zum tausendsten: Auch der Drachenbaum ist streng geschützt, obwohl er überall vorkommt und sich wie Unkraut vermehrt, auch in den unzugänglichsten Felsspalten. In den Gärtnereien bekommt man ihn in jeder Größe. Aber wehe !!!! Na, denn.
Eidechsen fressen nicht nur Sämlinge, die Triebspitzen vorzugsweise von Kulturpflanzen oder reife Weintrauben. Auch Blüten werden gerne "genommen".
Ohne Schutz geht gar nichts. Auch diese Wassermelonen haben nur in ihrer Schutzhülle überlebt
Eidechsen Männchen
Eidechsen Weibchen
Eidechseneier
Durch die große Regenerationsfähigkeit nach Abwerfen eines Schwanzes kann sich nach leichten Verletzungen auch ein zweiter Schwanz ausbilden
Skink
Aus dem Steinhaufen, aus dem noch eben eine Eidechse herausgeschaut hat, Blick links, Blick rechts, wie ein Wachposten , taucht plötzlich auch so was wie eine Eidechse auf, verschwindet aber rasch wieder. Weg ist sie und der Fotoapparat nicht bei der Hand. Es war ein Skink.
Die Tiere dieser eigenen Familie innerhalb der Reptilien haben wohl so die Gestalt einer Eidechse, aber ihre Außenhaut ist glatt, spiegelglänzend aus vielen feinen Schuppen zusammengesetzt. Und die Farbe ist ein dunkles Kupfer- Bronze, welches das Licht brilliant reflektiert.
Nicht so "dreckig" wie die Farbe der Eidechsen Weibchen oder so karnevalesk wie die der Männchen.
Dieses glatte Äußere ist natürlich sehr hilfreich bei der Fortbewegung in der Erde. Auch der Kopf geht stromlinienförmig in den Körper über. Und die Beine sind ausgesprochen kurz und reduziert. Besonders schnell ist ein Skink nicht. Erinnert eher an eine Blindschleiche. Trotzdem ein ausgesprochen schönes Tier, das Fressfeinde im offenen Gelände magisch anziehen würde. In Erde und Schotter versteckt, lässt sich solch auffälliges outfit schon vertreten.
Die Skinke sind in den Tropen und Subtropen weltweit verbreitet und manche Arten haben eine blaue Zunge, die sie einem Angreifer zur Abschreckung entgegenstrecken.
"Eine blaue Zunge ? Wie giftig mag die Beute wohl sein ?"
Als landwirtschaftliche Schädlinge haben sie sich noch nicht hervorgetan; mit "Gemüse" haben sie´s nicht so sehr, sondern greifen sich lieber Insekten oder eine kleine Spitzmaus. Ein aus dem Nest gefallener Jungvogl geht auch.
Die Skinke bekommt man nicht oft zu Gesicht, wohl wegen ihrer diskreten Lebensweise. Die Statistik meint, sie wären sehr zahlreich und kämen daher nicht auf die Liste der bedrohten Arten. Die Eidechsen, ein Ungeziefer sondersgleichen, sind aber auf der Liste.
Das Foto des Skinks entstand rein zufällig. Ich hatte gerade was anderes fotografiert, da kam der Skink aus seinem Mauerversteck und blieb auch freundlicherweise mal für einen Augenblick ruhig "liegen". Stehen trifft es wohl nicht so ganz. Die Kerle halten im Gegensatz zu den Eidechsen normalerweise auch nicht still. ,
Geckos...
... sind eigentlich Haustiere.
Was täten sie auch draußen in Feld und Flur mit ihren verbreiterten high-tech Fingern. Die würden da nur dreckig werden und wären auch nur hinderlich beim Laufen wie Hausschuhe.
Ihre Verwandten, die Eidechsen, haben lange, schmale Finger mit einer Endkralle. Sie können einerseits blitzschnell laufen, aber auch Steinmauern erklimmen. Aber an Glasscheiben kommen sie nicht hoch. Da braucht man die mit feinen Häkchen besetzten, breiten Pfoten der Geckos.
In allen Wohnungen auf Teneriffa – vielleicht nicht im 12 Stock des Maritim Hotels – findet man Geckos. Tagsüber verstecken sie sich hinter Bildern etc., aber abends laufen sie stockend über die Wand und die Decke. Wenn sie nicht nur an einem Platz verharren und auf Insekten warten. Draußen auf der Terrasse sind sie gern in der Nähe der Wandbeleuchtung.
Das Licht lockt die Insekten an.
Es ist ein blitzartiges Zuschlagen, mit dem die Geckos allenfalls mit nur einem Ausfallschritt sich ein Insekt schnappen. Unterhaltsamer als das Gebührenfinanzierte Deutsche Fernsehen.
Geckos fallen leider auch oft Katzen zum Opfer, wenn sie in sprung-erreichbarer Höhe an der Hauswand sitzen. Zu stark ist der Jagdinstinkt und die ganze Misere nach einem gefressenen Gecko prägt sich bei den Katzen nicht ein.
Es heißt, Geckos wären für Katzen giftig. Zumindest erbrechen sich Katzen dann und schauen elendig drein, erholen sich aber wieder und haben nichts gelernt. Manchmal kommt ein Gecko nach einer Katzenattacke auch mit dem Verlust des Schwanzes davon.
Auf dem Bild mit der Geige hat der Schwanz des Geckos eine frische Farbe. Ist wohl vor kurzem nachgewachsen.
Was eine gewissenhafte Hausfrau gar nicht schätzt, sind die „Hinter-n-lassenschaften“ der Geckos an den Wänden. Klar, was im Hals vorne reingeht, muss wie das unverdauliche Chitin der Insekten oder der überschüssige Stickstoff auch hinten wieder raus.
Da die Geckos zu den uricotelischen Tieren zählen, so wie Vögel, Reptilien und übrigens auch Insekten, scheiden sie anstelle des wasserlöslichen und damit wasserverbrauchenden Harnstoffs unlösliche, weiße Harnsäure aus. Das sieht man dann an den Wänden, wo ein Gecko „gelöst“ hat: ein kleines, dunkles, dickes Würstchen mit einer weißen Kappe von Harnsäure.
Pappt vorzüglich an der Wand.
Eindeutig Haustier, überwacht offenbar die Haussicherungen
Hier ist auch der Schwanz nachgewachsen.
Der Punkt an der Decke ist ein Gecko
Igel
Diese stachligen Gesellen gibt es auch auf den Kanaren und sogar auf unserer Finca. Nie hätten wir einen dieser sehr nützlichen, aber sehr heimlichen Burschen zu Gesicht bekommen ohne unsere Wasserbehälter, wo wir Wasser für die Bewässerung spezieller Kulturen herrichten. Und in so einen Kübel fielen nacheinander vier Igel. Nicht gleichzeitig, versteht sich. Beim Wassertrinken sind sie in die Behälter gestürzt und konnten wegen des hohen Rands nicht mehr herausklettern.
Tüchtige Schwimmer sind sie schon, aber irgendwann verlassen auch den tüchtigsten Schwimmer die Kräfte. Gottseidank konnten wir die erschöpften Tiere immer wieder rechtzeitig herausholen. Mit dem Haarfön wurden sie in einer Obstkiste getrocknet und aufgewärmt.
Appetit hatten sie keinen.
Ei aufgeschlagen, Schinken, Käse, alles nix. Kein Wunder.
'So eine Scheiße, ins Wasser fallen und dann in so einer Kiste kaserniert werden. Schaun wir mal wie's weitergeht.'
Kaum rappelten sie in der Kiste rum, wurden sie im Kaffeetal unter dem Laub des großen Avocados wieder entlassen. Ein kurzes Geraschel, dann war wieder Frieden.
Für die Einheimischen sind Igel unheimliche Gesellen, sicherlich "große Schädlinge" oder so!
Am besten man hat eine Asada , die übliche afrikanische Hackschaufel zur Hand. Meinen sie.
Aber Gottseidank sind Igel sehr „zurückhaltend“.
Laubfrosch
Im Verhältnis zur Körpergröße sind die hiesigen Laubfrösche die allergrößten Krawallmacher.
Natürlich ist das Geschrei von Hahn Fritz durchaus markerschütternd, besonders wenn er vor der Wohnzimmertüre auf der Terrasse einen „Happy birthday“ Schrei loslässt. An der spezifischen Intonation erkennt man seinen Schrei auch morgens um 4 Uhr. Aber vor der Türe ist es furchtbar.
Der Laubfrosch kann es zwar nicht ganz mit ihm aufnehmen, auch was die Länge des Schreis betrifft.
Aber das Quaaak kommt wie ein Pistolenschuss.
Entweder schwankt dann die Palme etwas, an deren Stamm die Billbergia angeklammert ist mit ihren wassergefüllten Blattröhren, oder das Gewächshaus wackelt etwas.
Dort treiben sich auch gelegentlich ein oder zwei Schreihälse rum. In dem daneben stehenden Wasserbehälter – in einem solchen sind auch schon Igel schwimmen gegangen – haben wir schon Kaulquappen gesehen, wie sie Moskitolarven geschnappt haben. Natürlich mussten wir dann für die Bewässerung einen anderen Behälter hinstellen. Die Metamorphose der Schreihälse haben wir leider nicht richtig mitbekommen, aber wenigsten alles Mögliche dafür getan.
Suchbild
Die Burschen sind oft nicht leicht zu entdecken.
Hausbesetzer
Wenn man auf dem Land wohnt und das Haus große Fenstertüren hat – wie halt Sanssouci – dann darf man sich nicht wundern, wenn manche „Hausbesetzer“ in Mannschaftstärke ins Haus kommen.
Die aggressivsten Hausbesetzer sind winzige Ameisen, die von ihrer Garnison unter dem einen oder anderen Blumentopf auf der Terrasse in die Küche in Kolonne und Gleichschritt marschieren, wenn da auch nur ein Bröckchen vom Katzenfutter außerhalb der durch ein Wasserbad geschützten Futterschüssel liegt.
Man kann wohl mit einem nassen Lappen ihre Kolonnenformation beseitigen, hat dann aber noch mit einigen Ameisen zu tun, die auf Beine und Arme übergesprungen sind und einem dann sogar beissen. Der Ärger hält sich aber in Grenzen; man kennt ja die Zusammenhänge.
Putzi und Herbert haben früher gern Geschenke, beziehungsweise Gäste am Abend oder nachts von draußen angeschleppt: Mäuse, aber auch klitzekleine Spitzmäuse. Sie haben sie dann oft fallen gelassen, die Maus verharrte vor Schreck an ihrem Platz.
Wir haben ihr dann ein Küchentuch übergeworfen und konnten sie dann vorsichtig und relativ leicht greifen und draußen in Freiheit setzen. Mit zunehmendem Katzenalter hat auch der Jagdtrieb nachgelassen. Da wir nicht immer die Maus greifen konnten, wenn diese zu fix hinter dem Bücherregal in vermeintliche Sicherheit verschwand, haben wir leider Mausefallen aufstellen müssen.
Kleidermotten...
... haben wir in München nicht gekannt. Luft und Klima scheinen hier in Teneriffa so gesund zu sein und weitgehend frei von „ Giften“ oder giftigen „Ausdünstungen“, dass Kleidermotten fröhliche Urstände feiern können. Als wir einmal nach zweimonatiger Abwesenheit wieder auf die Finca kamen und so pingelig wie wir halt mal sind, einen Teppich grade gerückt hatten, wimmelte es förmlich vor kleinen, weißen Würmchen.
Alarm !
Motten. In der Tat hatten sich Kleidermotten über den Afghan aus Wolle hergemacht. Wir haben danach Klebefallen mit Pheromonlockstoff aufgestellt und die anfliegenden Schwadrone abgeerntet. Außer dem einen oder andern Loch in einem Anzug und Pullover hält sich der Schaden in Grenzen. Und wenn ordentlich gelüftet wird, fehlt den Bösewichten die nötige Heimlichkeit.
Tausendfüßler
Wenn es draußen gegen Herbst etwas feuchter wird, macht sich eine Armee von schwarzen Tausendfüßler auf den Weg ins Haus. Während der trockenen Monate verstecken sie sich im Garten unter feuchtem Laub oder abgefallenen Ästen. Jetzt wird es ihnen offenbar zu feucht und sie suchen sich neue Plätze, dummerweise im Haus, wo sie eigentlich nichts zu fressen finden. Aber die Lemminge lassen sich auch nicht belehren.
Man kann die anrollenden Wellen von Tausendfüßlern nur zusammenkehren und beim Komposthaufen wieder aussetzen. Schaden tun sie nicht, aber es knirscht und gibt einen hässlichen Fleck, wenn man auf sie tritt. Muss eigentlich nicht sein. Omatoiulus morelettii heißt der Schwarze "Ringelwurm".
Ewas irritierender sind die Sackträgerlarven, die man eigentümlicherweise nicht heranmarschieren sieht und die trotzdem plötzlich zahlreich an der Hauswand, in Garagen oder sonstigen Wänden pappen. Ein kleiner, etwas 2 cm langer, beiger Rhombus, der mit feinen Steinchen oder anderem Pulver paniert erscheint.
Wenn man genauer und auch geduldig diese länglichen, rhombenförmigen „Dinge“ betrachtet, dann erscheint plötzlich am oberen Ende ein kleiner Raupenkopf mit zugehörigem Ringelkörper. Husch, ist der Kopf wieder verschwunden.
Aus diesen Larven werden einmal kleine Schmetterlinge, unauffällig wie Motten. Aber gemessen an der Zahl ihrer Larven, müssten diese Sackträgerschmetterlinge aus der Familie der Psychiden eigentlich die ganze Luft erfüllen. Allerdings leben die geschlüpften Schmetterlinge nur wenige Tage.
Also: auch die Sackträger sind harmlos, verunzieren die Wände, man kann sie abkehren oder erst „gar nicht ignorieren“.
Schnecken
Schnecken gehören auch ins Ökosystem. Wer soll sonst die jungen Salatpflänzchen abfressen oder den frisch gepflanzten Basilikum? Den Eidechsen kann man doch nicht alles zumuten!
Da muss man halt in Gottes Namen eine zurecht geschnittene Mineralwasserflasche -sind eh alle aus Plastik - darüber stülpen, dann ist die Anzucht von Jungpflanzen sicher. Von den Nacktschnecken, den rabiaten Fressern, sieht man eigentlich wenig, außer ihren Fraßschäden und den glänzenden Schleimspuren, die sie auf dem Terrassenpflaster hinterlassen. Hat man allerdings eine Schüssel mit feinstem Hühnerfutter draußen rumstehen, dann ist wohl der Geruch (können Schnecken riechen ?) unwiderstehlich und lockt sie aus ihren Verstecken.
Die Schnecken mit Kalkgehäuse gibt es durchaus, nur nicht so häufig. Die Pflanzen, die sie fressen, enthalten ja auch das für sie lebensnotwendige Kalzium. Wenn das Wasser und auch der Boden wenig Kalk enthalten, muss halt das Futter zur Deckung des Kalkbedarfs ausreichen. Im Bild ist ein sehr häufiger Winzling abgebildet, den man – warum auch immer – gern an Hauswänden angeklebt findet (Monilearia phaelerata).
Fliegen
Was soll man viele Worte über Fliegen verlieren. Gibt’s überall, sind fantastische Flieger, die in vollem Karacho von vorwärts auf rückwärts umschalten können.
Also Meisterwerke der Technik, und in Mikromechanik, unerreicht von Airbus oder Boeing.
Australien leidet unter diesen Insekten, so dass Hüte dort vorwiegend auf dem Land Krempen haben, mit einem Vorhang von Schnüren, an deren Enden Korken baumeln. Schuld sind die abermillionen von Kuhfladen, in denen sich die Fliegen lustig vermehren.
Aber hier auf den Kanaren?
Nicht oft, aber dann.
Dann spielen sich regelrechte Fliegentornados in der Küche ab – auch im Wohnzimmer. Die üblichen elektrifizierten Tennisschläger, mit denen man Motten und anderes Geflügel erlegen kann, sind bei der Starfightergilde der Fliegen sinnlos.
Das Einzige was Befriedigung verschafft, sind die Klebespiralstreifen aus Omas Zeiten, die vom Kronleuchter hängend, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die Fliegenbrigade ausüben. Könnte auch sein, dass es keine Landeplätze für die Burschen gibt und sie sich auf den bequemen, hängenden Streifen ausruhen wollen. In kürzester Zeit sind diese mit wirklich teuflischem Klebstoff beschichteten Streifen dicht gepackt mit Fliegen - und man merkt kaum, dass sich deren Zahl verringert hätte.
Also mehr Streifen aufhängen. Beim Abnehmen der Streifen kann man sich ganz schön ansauen. Da hilft nur äußerste „Contenance“ sonst kann man zum rasenden Roland werden.
Woher kommt diese Invasion von Fliegen?
Zu Beginn unseres Finca Abenteuers sind wir noch kreuz und quer über die Insel gefahren und auf der Wüstenseite des Südflughafen haben wir am Wegrand hoch in der Ödnis unglaubliche Mengen abgekippter Tomaten gesehen.
Wir haben genauer nachgesehen. Vielfach waren die Tomaten noch tadellos, aber viele waren schon irgendwie nicht mehr verkehrsfähig.
Einen „Täter“, der in der Nähe war, aber keine „tomatenblutrote“ Hände hatte, konnten wir befragen. Übersetzt aus dem lokalen Idiom meinte er:
Ja mei, was soll ma macha? Es gibt heier zuviel Tomaten, ein Bombenjahr, und wir wer’n s´ nicht los. Rummmäkeln tun die Kunden an jedem Fleck. Also weg mit dem Zeug. Musst halt a Fliagenpatsche kaufen! Klar, Fliegen gibt´s heier scho.
Aha.
Das war aber gar nicht so einfach mit der Fliegenpatsche.
China-Shops gab´s noch nicht und auch die Klebstreifen nicht, und es war ein Glücksfall, wenn man in einem der - damals - noch Tante Emmaläden eine Fliegenpatsche gefunden hat.
Heute ist es kein Problem, eins dieser auch im Alltag unbedingt nützlichen Dinge zu kaufen, selbst wenn keine Invasion vom Tomatenfeld droht.
Mit den überschüssigen Bananen ist es ähnlich.
Auch eine beliebte Brutstätte von Fliegen.
Gottseidank kommt sowas nicht zu häufig vor, weniger als ein Calima. Na dann geht’s ja.
Spinnen
Mit Spinnen hat's nicht so ein jeder.
"Igitt! Eine Spinne!" - ist ein klassischer Ausruf.
Eine der häufigsten Spinnen auf der Insel ist eine Radnetzspinne, die Opuntienspinne Cyrtophora citricola . Man findet sie zuverlässig in den vielen dichten Opuntienflächen, da wo sonst nichts anderes wächst als eben dieser Kaktus mit dem ewigen Leben. Fällt bei einer Rodung auch nur eins dieser stacheligen Blätter auf die Erde und wird übersehen, treibt es neue Wurzeln aus und entwickelt neue Blätter.
Die Opuntienspinne überzieht die Kakteenflächen über zig Quadratmetern mit Trichtern aus dichtem Spinngewebe, wobei die Fäden nicht klebrig sind, sondern nur ein dichtes Gewirr, ein Labyrinth bilden. Darin verirren sich Insekten und ehe sie sich befreit haben, ist die Cyrtophora schon da und wickelt sie ein.
Die Fäden kann sie erstaunlicherweise frei über mehrere Meter spinnen. Und das faszinierende dabei ist, dass man die oft wiederholte Geschichte von der Festigkeit der Spinnfäden - stärker als Stahl - hier ansatzweise nachempfinden kann.
Natürlich steigt man dazu nicht in ein Kakteengestrüpp.
Gelegentlich zieht die Opuntienspinne ihre Fäden auch zwischen zwei Weinspaliere oder quer über die Terrasse. Passiert man so einen "gesperrten" Durchgang - der Faden ist nur im Gegenlicht sichtbar - prallt man fast wie von einem Gummiband zurück.
Reissen tut der Faden nicht und erst durch Rumgefuchtel kann man sich befreien. Wenigstens ist er nicht klebrig.
Im linken Bild haben wir die Verspannfäden - einzeln oder verdrillt - der Opuntienspinne,
Viel zartere Gespinste produziert die Große Zitterspinne, Pholcus phalangioides im rechten Bild. Sie ist ein häufiger Hausbewohner , der in Mauerwinkeln an der Decke oder in ruhigen Ecken seine Fallen anlegt.
Die Gespinste sind praktisch unsichtbar, nur der Körper der Spinne weist auf die Falle hin.
Wie schon bei der Opuntienspinne, spinnt sie ebenfalls ihre Fäden ohne Klebstoff.
Ihr Trick ist: ist ein Insekt in Kontakt mit dem Netz gekommen oder regelrecht reingeflattert, fängt die Zitterspinne an das Netz wirr zu schütteln und wickelt das Opfer dann endgültig ein. Bei dieser Aktion kann durchaus ein Bein verloren gehen.
Im rechten Bild fehlt der Spinne auch eins der 8 Beine, trotz sorgsamen Umgangs beim Fangen und Fotographieren. Macht nichts, wächst nach.
Große Zitterspinne heißt sie, obwohl ihr Körper eher mückengroß ist, auch nur, weil sie eine noch kleinere Schwester, die Kleine Zitterspinne hat. So zerbrechlich sie auch aussieht, mit ihre Technik und Geduld überwältigt sie auch deutlich größere Beutetiere w.z.B. eine Wespe, die sich doch wahrlich zu wehren weiß.
Dieses Kunstwerk sieht ganz nach einer "Installation" einer Radnetzspinne aus, die halt mal nicht an einer Opuntie tätig war.
Ratten und Mäuse
Ratten und Mäuse gibt es auf Teneriffa wie überall auf der Welt reichlich.
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Als Kulturfolger gehören sie einfach unter ökologischen Gesichtspunkten in die Landwirtschaft. In den riesigen Monokulturen wie Soja , Raps oder Getreide, kann man die Nager durchaus mit rabiaten Mitteln "kontrollieren".
In vielseitigen Pflanzungen wie bei uns, finden die Nager immer ein geeignetes Plätzchen. Da es sinnlos wäre sie vollständig von unserer Finca zu vertreiben, erlauben wir ihnen den Komposthaufen zu "bereinigen". Nur wenn sie anfangen, die Avocados von den Bäumen zu holen oder die Süßkartoffeln anzufressen, werden wir ärgerlich. Dann wird die Terrortruppe mit Fallen weitgehend reduziert. Umbringen tun wir sie trotzdem nicht. Hätte absolut keinen Sinn. Die Falle wird statt dessen in das Auto geladen und die Ratte, wie auch die im rechten Bild, einige km entfernt in einem Barranco wieder entlassen.
Umständlich, aber gut für´s Gemüt.
Dass die Ratten und die Mäuse den Hühnern das Futter wegfressen kann man noch tolerieren (zu den Fasanen kommen sie wegen des feinmaschigen Zauns nicht hinein. Nur die Eidechsen winden sich durch, aber haben nur eine geringer Fresskapazität). Aber was einem wirklich ärgert, ist, dass sie Bewässerungsleitungen aus Plastik durchlöchern, um an Wasser zu kommen.Verständlich, wenn´s keine Pfützen oder zugängliche Wasserstellen gibt. Deshalb haben wir etliche Untersetzer von Blumentöpfen im Gelände verteilt und mit Wasser gefüllt. Man muss es halt nur kontrollieren und immer wieder auffüllen.
Angenagte Wasserleitung. War wohl etwas zu hart.
Zecken
Lange Zeit glaubten wir, dass es keine Zecken auf Teneriffa gäbe. Zumindest sammelten wir keine bei unseren Wanderungen auf der Insel ein. Aber kaum war Putzi, die kleine graue Katze bei uns eingezogen, hatten wir sie. Nicht dass sie uns attackiert hätten, aber Putzi hatte welche hinter den Ohren. Mit einer Uhrmacherpinzette noch aus dem Zoologiepraktikum, Marke Dumont, entfernten wir ihre Zecken. Herbert, der später hinzukam, hatte mit Zecken weniger Probleme. Es hängt wohl davon ab, wo man sich rumtreibt, ob man sich Zecken einfängt oder nicht.
Ein Zecken-hotspot war das Gelände hinter dem Haus von unseren Baz-Freunden. Um dort den Wasserverteiler zu inspizieren und umzustellen muss man durch kniehohes Gras gehen. Peter Baz warnte mich zwar, aber was soll man machen? mit DEET rumsprühen? und zack- hatte ich mir schon eine Zecke eingehandelt. Ist nicht ganz so schlimm, wenn man drauf vorbereitet ist und die Burschen noch bevor sie sich eingebohrt/eingestochen haben, abnehmen kann.
Gottseidank sind die Zecken weder mit der Frühsommermeningoenzephalitis, FSME, infiziert, noch schleppen sie die Borrelien mit sich, deren Übertragung zu einer schwer zu erkennenden Borreliose führen kann.
Deren Symptome sind teils so rätselhaft aber schwerwiegend und werden auch von deutschen Ärzten kaum erkannt, dass man froh sein muss, damit auf Teneriffa kein Problem zu haben. Außer einem: Igitt, mich hat eine Zecke gebissen!!!
Schädlinge
Im Gegensatz zu den Unkräutern, die gern politisch richtig als „Wildkräuter“ bezeichnet werden sollen, fällt mir bei den „Schädlingen“ kein beschönigender Ausdruck ein. „Untiere“ hatte ich schon im Sinn, aber der Begriff passt überhaupt nicht. Schädlinge gibt es in der Landwirtschaft quasi ohne Ende.
Albert Einstein hat seinerzeit schon darauf hingewiesen, dass wohl das Universum endlich sei, die Zahl der Ungeziefer jedoch unendlich.
Und so kommt es uns auch vor.
Wenn schon Eidechsen, Amseln, Mäuse und Ratten Probleme machen, so sind diese zwar ärgerlich, aber man kann sie unter dem Kapitel „ Steuern der Natur“ abheften. Wirklich bösartig sind die viel kleineren, teils mikroskopisch kleinen Tiere, die einen zur Verzweiflung treiben können.
Mittelmeerfruchtfliege
Da wäre zunächst die Mittelmeerfruchtfliege zu nennen. Eine hübsche Fliege durchaus. Sie sticht aber alle möglichen Früchte an, legt Eier in das Bohrloch und daraus entwickeln sich 1 cm große, weiße Raupen, die im Inneren der Frucht alles zerfressen und verflüssigen. Schimmelpilze und Fäulnisbakterien gesellen sich in dem guten Milieu dazu und die Frucht ist verfault.
So sind unsere Pfirsichbäume zwar wunderbare Frühlingsblüher, aber alle Früchte fallen später angefault zu Boden. Keine Chance.
Will man vielleicht jede Woche den Pfirsich mit Insektiziden traktieren? Nein!
Mangels sonstigem Kern- und Steinobst packt die Fliege auch Tomaten, Äpfel und Feigen, aber die schmecken ihr nicht so recht.
Olivenfruchtfliege
Der Bruder der Mittelmehrfruchtfliege ist die Olivenfruchtfliege, die aber viel heikler ist und im gleichen Schema zur Freude der Olivenbauern eben Oliven ansticht und die Früchte, die verkrüppeln, praktisch wertlos macht.
Avocadomilbe
Die Avocados haben auch so ihre Sorgen, seit vor Jahren die Avocadomilbe Oligonychus aus Africa eingeschleppt wurde. Weil wir das Schadbild damals nicht einordnen konnten, hat die Milbe einen Avocadobaum umgebracht. Die Blätter werden an den Leitungsbahnen angezapft. An den Stichstellen bilden sich braune punktförmige Flecken, das Blatt vergilbt, fällt ab und der Baum vertrocknet. Wässern und düngen hat nichts genützt. Jetzt bekämpfen wir einen Milbenbefall mit einer Schwefelsuspension, die gegen Spinnentiere wirkt.
Die Schildläuse
sind ein Kapitel für sich. Es gibt da ein ganzes Rudel mit unterschiedlicher Größe und Färbung, je nach befallener Pflanze.
Ein Charakteristikum, an dem man den Läusebefall gleich erkennen kann, sind schwarz verschmutzte Blätter.
Da die Blattläuse eine Kohlenhydratdiät, aber kein 18 Stundendiät, einhalten, filtern sie sich aus dem Zuckersaft der Pflanze vorwiegend das Eiweiß raus und scheiden den Großteil des aufgenommenen Zuckers wieder in Tröpfchen aus.
Diese Zuckerausscheidung, euphemistisch auch als Honigtau (macht Sinn der Begriff) bezeichnet, überzieht die Blätter mit einem feinen, klebrigen Belag, auf dem der Staub der Luft haften bleibt und schwarz wird.
Der Zuckerbelag ist aber auch ein willkommenes Substrat für mikroskopisch kleine Rußtaupilze, die sich gütlich tun und ebenfalls das Blatt schwarz färben. Aceite, aceite, also Öl nennen die lokalen Bauern den pappigen, schmierigen Belag, weil sie das mit dem Zucker nicht so recht glauben.
schwarzer Rußtaubelag, Zeichen für Lausbefall
grüne Schildlaus
Läuse unter Weinstockrinde
Olivenschildlaus
schwarze Schildlaus
Kräuselläuse
An Weinreben, deren Rinde verdächtig schwärzlich erscheint, sitzen die Planococcus Läuse unter der Rinde, wo sie den Stamm anzapfen und ebenfalls Zucker ausscheiden. Entfernt man die leicht ablösbare Rinde, so sieht man das weiße Läusegewimmel - gleichzeitig auch Ameisen, die den Zucker ernten und wegschleppen.
Bei den Schildläusen gibt es welche, die einen weichen, oft wolligen Panzer haben, andere haben eine napfartige Schale, mit der sie sich auf die Blatt anpressen. Diesem Typ ist schwer beizukommen, da ein Insektizid außen am Panzer ablaufen würde. Hier helfen nur systemische Mittel, die im Pflanzenkörper über den Saftstrom verteilt werden und dann von den Läusen „frisch vom Fass“ gezapft werden.
Die Idee, die Läuse mit Öl zu besprühen, damit sie ersticken, ist zwar Standard, funktioniert aber nurwie ein Placebo bei Rindenläusen. Bei Blattläusen auf den Blättern würde man mit dem Öl auch die für die Photosynthese wichtigen Spaltöffnungen zukleistern, was auch wieder nicht Sinn der Sache ist.
Steht aber nicht auf den Etiketten, der im Handel erhältlichen ökologischen Ölpräparate.
In der Landwirtschaft tobt ein ständiger Kampf mit den unterschiedlichsten tierischen Schädlingen – von den vielen Pilzkrankheiten ganz zu schweigen.
In den Orangenplantagen von Valencia fährt der Arbeiter etwa zehn Mal (in Worten 10x )mit dem Spritzwagen durch die Reihen, sonst gäb es keine so makellosen schönen Früchte.
Unsere sehen schorfig aus und sind klein.
Na ja, schorfig macht nichts.
Wollige Schildlaus
Wollige Schildläuse - Blätter sterben ab
wollige Zitronenschmierlaus ,flächendeckend
Zitronenschmierlaus , Detail von links
Gefährlicher als die Läuse, welche die Blätter befallen, sind die Rindenschildläuse, wie man sie auf den beiden unteren Bilder an Zitronenzweigen sieht. Auf den Blättern fallen die wolligen, schmierigen oder napfförmigen Läuse gleich auf. Auf der braunen Rinde, eigentlich ist es die Borke, von Stamm und Zweigen sind die relativ kleinen Biester vorzüglich getarnt. Sie bedecken die Oberfläche so vollständig, in unglaublich dichten Lagen, dass man sie für ein Element der rauhen Rindenoberfläche hält.
Wenn die ersten Zweigen und darauf immer mehr dürr werden, denkt man zunächst an Wassermangel. Bewässern nützt aber nichts. Und dann erst fallen einem auf noch grünen Zweigen - wegen des besseren Kontrasts - die braunen Schildläuse auf. Dann ist es oft schon zu spät für ein Eingreifen.
Zwei prächtige Zitronenbäume gehen auf das Konto der San José Schildlaus und mussten gefällt werden. Bei den verbleibenden 3 Zitronenbäumen haben wir jeweils den am dichtesten befallen Teil des Baumes weggeschnitten und beim Rest die Stamm- und Zweigoberfläche mit einen Hochdruckreiniger gesäubert.
Da ist aber ein Dreck weggeflogen und teilweise kam auch die grüne Rinde wieder zum Vorschein.
Mit Gift ist da nichts zu machen - es perlt ab wie Wasser von der Ente. Und auch die empfohlene Behandlung mit Mineralöl - es soll die Läuse ersticken - ist vergebens und verursacht nur eine Schweinerei. Also künftig besser aufpassen.
25 Jahre hat er brav Zitronen getragen, jetzt ist er ein Invalide und bekommt seinen Gnadendünger. Na ja, vielleicht rappelt er sich nochmal auf.
Aber man kann doch irgendwie auch ökologisch an das Problem der Schädlinge rangehen!
Muß doch, oder?
Gern, aber wie?
Das mit den natürlichen Feinden der Schädlinge funktioniert zumeist nur in abgeschlossenen Gewächshausanlagen. Da kann man Schlupfwespen aussetzen und die müssen vor Ort tätig werden und können dann nicht abhauen.
Probier das mal in einer offenen Landschaft.
Auf Wiedersehen ihr Nützlinge;
na, einen kleinen Happen nehmen sie vielleicht noch mit.
Wenn sich bei unseren Olivenbäumen die Spitzen des Jungaustriebs einzurollen beginnen, bräunlich und trocken werden, ist es höchste Zeit, sie mit den von der Cooperativa empfohlenen Insektiziden zu behandeln.
Denn dann sind Glyphodes und ihr Freund Prays, beides Olivenmotten, schon bei der Arbeit und versuchen den Olivenhain in Grund und Boden zu fressen.
Behandelt man daraufhin den Baum mit einem Insektizid, sieht man als erstes zwei bis drei grüne, zarte, libellenartige Florfliegen aus dem Geäst herausfliegen.
Dann aber beobachtet man auch, wie sich die eine oder andere kleine grüne Raupe an einem Spinnfaden abseilt.
Das war dann einer der Übeltäter, eine Mottenlarve.
Die Larven der Florfliege hingegen sind willkommene Nützlinge, weil sie diese schädlichen Mottenlarven vertilgen. Die Florfliegen fressen sich wohl voll, aber gegen die große Anzahl der Mottenlarven richten sie nichts aus.
Haben wir geprüft und mussten dann rechtzeitig die Notbremse ziehen, wie sehr uns das auch widerstrebt hat.
Bei anderen Kulturen, ob Zitronen, Orangen oder Mangos, verwenden wir so lange kein Spritzmittel als der Baum die Last der Schädlinge verkraftet.
Er mag evtl. auch schäbig aussehen, aber so lange seine Existenz nicht auf dem Spiel steht, machen wir nichts.
Mit Früchten ist es dann zwar nicht weit her. Macht aber auch nichts, weil wir das meiste sowieso verschenken würden. Der Baum wirft dann mit den Blättern auch die Schädlinge ab und nach einer Besinnungsphase treibt er wieder aus.
Das geht, muss aber genau ab- und eingeschätzt werden.
Nur der San José Schildlaus - siehe oben - waren wir bis vor kurzem nicht gewachsen.
So ist das halt mit dem Kampf in der Landwirtschaft.
Bild unten: Australische Wollschildlaus, eingeschleppt