Papaya

Carica papaya

Ähnlich wie die Banane ist auch die Papaya ein Element aus dem tropischen Katalog.
Ein unbedingtes Muss!  
Auf der Südostseite der Insel wird die Papaya in großen Plantagen kultiviert, aber auch sonst findet man sie in vielen Hausgärten. Eine respektable Pflanze, die je nach Sorte zwischen 2 und 5m hoch wird und im Gipfelbereich dichtgedrängt eine Vielzahl großer, ovaler, gelber Früchte trägt.

Schmecken tun sie eigentlich nicht besonders, leicht süßlich, aber in Salaten oder Mischung mit anderen Gemüsen machen sie sich ganz gut. Das trifft für die einheimischen, flott wachsenden Sorten zu, die auf den Märkten oder im Supermarkt angeboten werden. 

 

Eine Offenbarung aber sind die brasilianischen Sorten, die ein parfümartiges Aroma – nicht das von der billigen Sorte –  haben und einen süß-blumigen Geschmack aufweisen. Nur leider kennt man sie äußerlich kaum voneinander weg. Auch wir haben erst die üblichen, im Handel angebotenen Pflanzen kultiviert und sind erst kürzlich „schlau"geworden“. 

 

Eine interessante Verwendung findet die Papaya, ob „brasil“ oder kanarisch, auch als Fleischweichmacher. Die Früchte enthalten einen Zellsaft, der ein Eiweiß-verdauendes Enzym, das Papain, enthält. Püriert man ein Stück Papaya und bestreicht damit ein „preislich etwas günstigeres“ Steak und lässt es über den Vormittag ruhen, kann man es am Nachmittag auf dem Grill zubereiten und sich freuen, wie zart es geworden ist. Papayapulver als Fleischweichmacher gibt es aber auch im Streuglas im Handel. 

Geschichtliches zum lustigen Landleben

Nett anzuschauen sind sie schon und tropisch-dekorativ überdies die kleinen Papayas und die großen natürlich noch viel mehr. Einen halben Meter hoch und strotzend vor Grün haben wir sie immer wieder gekauft, auf der Finca mit reichlich Humus und Pferdemist oder unverdächtiger Composana Pflanzerde versehen in einem sonnigen, geschützten Winkel ausgepflanzt. 

Und dann wurde das erste Blatt gelb, krüppelig und verformte sich braun und krallig und bald darauf das nächste, bis schließlich der nackte Stängel sich an der Spitze neigte und stumm zu vertrocknen begann. 

Also offenbar zu wenig Wasser! 

Nur die große Papaya, gut 4 Meter hoch , schaffte es immer wieder mit den Reserven in ihrem Stamm im Wipfelbereich neue Blätter auszutreiben, während die großen, verkrüppelten, älteren Blätter braun abfielen. Trotzdem blüht dieser Leviatan immer wieder. Es war eine Notblüte, wie wir heute wissen. 

 

Wir hatten ihn ursprünglich als kleines Bäumchen im Gemüsegarten der Finca vorgefunden und aus dem Bereich der Bagger und Hydraulik Meißel ins Kaffeetal gerettet. Auch Früchte hat er schon getragen, schön orange gefärbt, Kaliber wie ein amerikanischer football, aber vom Geschmack und Duft her so aromatisch wie ein Glas Wasser. 

Tja, meinte unser Freund und Fachberater Pepe, das ist halt so bei der heimischen Sorte. Da müsstest du schon zu den brasilianischen oder den kleinen Papayas von Hawaii greifen, aber denen ist´s hier vielleicht zu kalt und windig. Und was das Kränkeln betrifft: Ich hatte in Guimar eine Finca mit mehr als tausend Papayas ( ist ja auch viel wärmer dort ) und zack, innerhalb von 14 Tagen sind mir fast alle eingegangen, Spritzen hat nichts genützt, war wohl das Ringspot Virus. Vielleicht grassiert das Virus auch hier in La Matanza? So ähnlich sehen mir die kaputten Blätter schon aus. 


Als großer Theoretiker hatte ich natürlich erst das ganze Sortiment an Insektiziden und Acariziden auf die armen Papayas losgelassen, denn schließlich sind die saftigen Blätter laut Literatur ein gefundenes Fressen für die Rote Spinne, die Weiße Fliege und andere Bösewichte und die kleinen braunen Punkte auf den Blättern deuteten doch zweifelsohne auf Fraßspuren hin. Mit der Lupe konnte ich zwar nichts entdecken, aber bitte, grundsätzlich ausschließen kann man die weiße Fliege, die um die Blätter, aber auch auf dem gesamten Fincagelände herumbrummt, nicht. 

Wöchentliches Baden in Dimetoat, Confidor und Chlorpyrifos, das unter dem Namen Dursban das Allheilmittel der örtlichen Bauernschaft ist – soll gegen Haarausfall, Blattläuse, Mehltau und Blitzschlag helfen, - nützte aber  rein gar nichts. 


Gut, dann müssen es wohl Pilze sein, schließlich machen die doch auch unseren Reben schwer zu schaffen, die deshalb in 14 tägigem Abstand mit Fungiziden gespritzt werden müssen. Nichts leichter als die ganze Liste der verfügbaren Fungizide mal auf die Papayas loszulassen. Es war ein Jammer. Jetzt sahen die Blätter von der Schwefelemulsion weiß gesprenkelt aus und vom Kupfer blau getönt, aber braun starben sie nach wie vor ab.

Normalerweise würde man sich jetzt vom Nachbarn die Flinte ausleihen, denn jeder zweite Canario ist Kaninchenjäger und hat so ein Schießgerät im Schrank – und würde die erbärmlich leidende Papaya erlösen. Auch mit dem Gedanken den Stamm an den Traktor zu ketten, hatte ich gespielt, um den Leviatan aus dem Kaffeetal zu schleifen, so wie die getöteten  Stiere nach dem Stierkampf aus der Arena geschleift werden. Das hätte Stil und würde sich ins spanische Ambiente einfügen.

Trotzdem würde mich die eine oder andere Lösung ewig wurmen, da mir nächtens der Gedanke, ob ich nicht doch etwas vergessen hätte, immer wieder den Schlaf rauben würde.  
Also neuer, ein letzter Versuch. Am Bauernmarkt in La Matanza eine ordentliche, dunkelgrüne, offensichtlich noch gesunde Papaya kaufen; neuer sauberer Pflanztopf – ins Gelände auspflanzen kommt nicht in Frage. Sodann von Frau Heckl im Gartencenter Jardines Atlantis in Puerto einen Sack bewährtes Pflanzsubstrat kaufen und dieses im Backofen – schwierig, aber geht - bei 100 Grad keimfrei machen. Und dann den Burschen einpflanzen und die Erdoberfläche mit grobem Lavagrus zur Verminderung der Wasserverdunstung abdecken. 

Als Standort einen sonnigen, windgeschützten Winkel auf der Terrasse, wo der Kandidat ständig unter Beobachtung ist und zudem nicht sieht, wie seine Artgenossen kümmern. Voreingenommen darf er auf keinen Fall sein.

Papayas, als krautig-saftige Tropenpflanzen brauchen reichlich Wasser mit der üblichen außerordentlich hilfreichen Empfehlung nicht zu viel aber auch nicht zu wenig heißt es auf diversen Internetseiten, das leuchtet ein. Also wird der Pflanztopf gut durchgewässert, bis das Wasser unten wieder herausläuft. Ein gutes Zeichen, denn dadurch ist klar, dass es im Topf keine Staunässe gibt.

Drei Tage später beginnt sich das älteste Blatt zu krümmen und gelblich zu verfärben. Mit digitalen Fotos wollte ich den sich nun abzeichnenden Leidensweg der neuen Papaya aufzeichnen und mit den Bildern dann die Kollegen, die an der Universität Göttingen tropische Landwirtschaft lehren, zum Offenbarungseid zwingen. Irgendjemand muss doch schließlich die Krankheitssymptome schon beobachtet haben und wissen, was die Ursache ist. 

Nachdem sich das unweigerliche Ende des Versuchskandidaten schon abzuzeichnen schien, bekam er auch keinerlei Zuwendung mehr, weder gut zureden, noch Weiße Fliege wegwedeln noch wässern. Nur das gilbende Blatt wurde fotografiert. 

Und wie aus reiner Boshaftigkeit wollte die Papaya auch die Dokumentation ihres Niedergangs vermasseln: das Blatt änderte sich kaum mehr, die schon braunen Spitzen blieben braun, zwei nekrotische, also abgestorbene Stellen im Blatt bröselten heraus und hinterließen kleine Löcher, aber das Grün schien zurückzukehren, wie das Wangenrot bei einem fast Ertrunkenen.

Es war fast unglaublich und hätte eigentlich nach Rom an die Abteilung Marienerscheinungen und Allgemeine Wunder gemeldet werden müssen.

Es hat zwar gestern geregnet, aber die 14 Tage zuvor ist die Papaya nicht mehr gegossen worden; heute steht sie stramm und gesund im Topf hat neue Blätter und auch das Blatt, das vom nahen Ende künden wollte, ist zwar etwas ramponiert aber sonst ganz normal. 

Inzwischen ist die Bewässerungsleitung zur großen Papaya abgeklemmt und das Versuchsobjekt bekommt erst wieder was zu trinken, wenn die Blätter etwas weniger knusprig-stramm aussehen. Und warum sagt einem das niemand, dass die Papaya eher ersäuft als vertrocknet? Hausieren gehen darf ich mit dieser Erkenntnis sowieso nicht, da einem die Experten sofort sagen, dass das doch klar sei, dass zu viel Wasser schädlich ist und dies bei Papayas eben zu genau diesen Symptomen führt. Aber dass Papayas fast so hart im Nehmen wie Kakteen sind, hätte ich mir nie träumen lassen. 

Nach diesen Erkenntnissen aus den frühen Jahren haben wird Papayas an die Südseite der sechs Meter hohen Wassertankwand gepflanzt. Das ist ein idealer Platz, warm und windgeschützt. Seither haben wir nicht nur ein Bananen-, sondern auch ein Papayaproblem, bzw. -schwemme. Möchte jemand Papayas, hervorragende Tropenqualität, Papayas jemand? Aber es erfüllt einen mit Stolz zu sehen, wie prall und wuchtig sich diese großen Früchte im Wipfelbereich ballen.