La Matanza de Acentejo

La Matanza, das Gemetzel, findet auf der Welt ja fast immer und überall statt.

 

Auch als Ortsnamen findet man den Namen La Matanza deshalb weitverbreitet. Hatten wir aber nicht bedacht und glaubten, La Matanza, würde als Ortsanschrift ausreichen. Na ja, Postleitzahl dazu,sollte doch reichen.

Mitnichten ! 

Unsere Bestellung einer Violine aus China wurde zweimal zum Versender zurückgeschickt, weil es in ganz Spanien kein La Matanza mit der Tio Andres Straße gibt. Postleitzahl hin oder her. Bis uns dämmerte, dass die Spanischen Postler automatisch zu wissen glauben, wo La Matanza hingehört und dort gibt´s halt diese Straße nicht. 

Na ja, ähnlich gings wohl auch in Deutschland mit Neustadt als Adresse. Allerdings traue ich der BND Sektion der Deutschen Post zu, dass sie trotzdem richtig zustellen würde. Seither wird der Anschrift explizit „de Acentejo“ hinzugefügt. Wir haben die Violine im dritten Anlauf dann auch bekommen. Spassig war nur den Versandweg über das „Tracking“ zu verfolgen, wobei wir gezittert haben, es ging über Toulouse, ob das Paket auch die Kurve kriegen wird.

In der Schlucht von La Matanza de Acentejo fand 1496 das erste Gemetzel zwischen Tinerfeños und den spanischen Eroberern statt, wobei die Spanier gemetzelt wurden. Zwei Jahre später wurden dann die heroischen Tinerfeño Guanchen, die in Statuen gern so groß wie NBL Basketballspieler dargestellt werden, ihrerseits gemetzelt. 

Dieser Ort heißt seither La Victoria und ist die Nachbargemeinde. 


Dies und anderes geschichtlich-geografisches kann man bei Wiki nachlesen.

Der Ort an sich ist unspektakulär. Eine Hauptstraße mit den üblichen hässlichen Häusern im verschnörkelten spanischen Kolonialstil oder nordafrikanische „Schuhkartons“; öfters auch ärmliche Häuschen direkt an der viel befahrenen Durchgangsstraße. 

Tankstellen, Autowerkstätten, Supermarkt, Apotheke, Bäcker, Gemüsehändler und einige Bars. 

Oberhalb der Carretera General, der Hauptstraße, verläuft leicht parallel die Calle Real, an der der eigentliche, historische Dorfkern beginnt: stark verwinkelte Sträßchen, kaum passierbar für ein Auto. Dort oben steht auch die Kirche. Noch weiter oben dann der Friedhof.

Auffällig neue Bauten und Parkplätze an der Hauptstraße weisen auf das Gemeindezentrum hin, mit Verwaltung, Post, Bauernmarkt und Fortbildungs- und Versammlungsräumen. 

Mit Bar natürlich !

Kurz oberhalb befindet sich ein Sportzentrum der feinsten Kategorie mit Fitness Center, Schwimmbad, Padel Courts, Unterrichtsräumen und einem Fußballfeld. In Deutschland werden laufend derartige Sportstätten geschlossen. Hier sind sie tadellos in Schuss. 

Noch weiter den steilen Berg hinauf wird das Gelände terrassenartig flacher. Dort hat die Gemeinde neben dem Wasserreservoir einen Trimmdich Pfad angelegt, der mit diversen Geräten gespickt ist. Auf diesem Gelände findet auch die jährliche Einladungsparty des Bürgermeisters statt, bei der eine gigantische Paella in einer Pfanne mit 4 m Durchmesser auf Stapeln von Palettenholz gekocht wird. Ein Mordsfest jedesmal, verbunden mit Sportübungen und einem Halbmarathon – aber nicht beim Anstellen an der Paellaausgabe.

Festumzug

Festumzug

Das/der Wichtigste am Ort ist aber der Bürgermeister Ignacia Gonzales Jorge, der sich seit 37 Jahren ununterbrochen um die Belange von La Matanza kümmert. 

Wie er das alles geschafft hat, ist uns ein Rätsel. Dabei gibt es noch außer Sportstätte und Gemeindezentrum die verschiedensten Veranstaltungen, angefangen von Mal-, Strick-, Computer-Musik- und Bastelkursen, bis hin zu den diversen Ausstellungen zu Kartoffel- und Kastaniensorten. Auch eine Weinverkostung mit Prämierung findet statt.  ( Auch Miss La Matanza Wettbewerbe für Kinder und Erwachsene gibt es )

Das soziale Leben wird gefördert mit Ausflügen für Ältere, die weniger beweglich sind – auch mit Frauengruppen. Sogar bis ins Festland werden solche Touren veranstaltet. Wie er das alles mit seinen Gemeinderäten schafft, ist ein Rätsel. Aber toll !

Seine größte Leistung allerdings war abzuspecken – sich selber – von sicherlich 130 kg auf schlanke 80. Das muss mal einer nachmachen. Wahrscheinlich hat ihm ein Arzt dazu geraten, damit er möglichst lang der Gemeinde erhalten bleibt. 
Hoffen wir´s, dass es so bleibt.

Abgesehen vom umtriebigen Bürgermeister (37 Jahre im Amt!) ist das Wetter in La Matanza eine Anmerkung wert. Fährt man von Puerto de la Cruz oder vom Einkaufen im El Trompo Center auf der Autobahn Richtung La Matanza, dann fällt einem schon von weitem die Wolkenlücke über La Matanza auf. Ob schon jemand hier die Sonnenstunden gezählt hat, weiß ich nicht. Aber es ist auffällig, dass hier sehr oft freundlich-sonniges Wetter herrscht, während in etwas entfernteren Nachbargemeinden, das Wetter trübe ist. In Puerto ist es dann gar stickig und schwül und bei Tacoronte, in der anderen Richtung also, kann evtl. Nebel aufziehen oder es gar sprinkeln. Kommt man im Sommer aus der kochend heißen Hauptstadt Santa Cruz „hinauf“ nach La Matanza, dann kommt man sich vor wie in einem Luftkurort. Übrigens: Puntillo de Sol, ein Ortsteil von La Matanza, heißt nicht von ungefähr so. Deshalb ist Puntillo auch fest in deutscher Hand. Jetzt aber Schluss mit dieser unbezahlten Werbeaktion.